Die kleine Maus in der Krippe (Teil 1 von 2)

Ulrike Ranger

von Ulrike Ranger

Story

Die Nacht war ungewöhnlich still und der Himmel sternenklarüber dem Stall von Bethlehem, als ein prächtiger Engel vom Himmel herabstieg. Der Engel begab sich zum Stall und erhob seine Stimme, um alle Tiere in der Umgebung zu sich zu rufen. Die Schafe, die eben noch auf der Weide geschlafen hatten, rannten wie wild zum Stall. Die Nachtigall, die in der Nähe auf einem Baum gesessen hatte, flog so schnell ihre Flügel sie tragen konnten. Sogar der alte Ochse und sein Gefährte der Esel erhoben sich von ihren Schlafplätzen, um den Neuankömmling zu begrüßen.

Mitten im Stall stand nun ein Bote des Allmächtigen Vaters und um ihn herum drängten sich alle Tiere um einen Blick auf einen echten Engel zu erhaschen.„Danke, dass ihr alle meinem Ruf gefolgt seid.“sagte der Engel mit sanfter Stimme und blickte sich im Stall um, in dem es plötzlich sehr still war.„Ich darf euch verkünden, dass der Sohn Gottes in dieser Nacht die Erde betreten wird.“Plötzlich brach lautes Gejubel im Stall aus und die Tiere riefen wild durcheinander. Der Ochse brüllte: „Gottes Sohn muss in meinem Stallübernachten, damit er vor Regen und Wind geschützt ist!“Der Esel schrie:„Ich überlasse ihm das gesamte Heu aus meiner Krippe für einen weichen Schlafplatz!“Auch die Schafe blökten laut:„Er braucht eine warme Decke aus unserer Wolle, sonst ist ihm kalt!“Die Nachtigall meldete sich auch zu Wort:„Ich singe mein schönstes Lied für den Sohn Gottes! Das wird ihm bestimmt gefallen!“Als die Nachtigall zum Singen ansetzen wollte, unterbrach sie ein leise fiependes Stimmchen:„Ich schenke dem Sohn Gottes meinen Wintervorrat an Getreidekörnern!“Alle Tiere im Raum drehten sich zu der Ecke aus der das Stimmchen gekommen war und erblickten eine kleine graue Maus. Der Ochse war der Erste, der verächtlich schnaubte:„Wozu braucht ein Mensch eine Hand voll Getreidekörner? Es schützt ihn nicht vor dem Wetter, gibt ihm keinen weichen Schlafplatz, hält ihn nicht warm, ist keine Wohltat für seine Ohren und wird ihn auch bestimmt nicht satt machen!“Die anderen Tiere im Stall fingen lauthals zu lachen an. Traurig ließ die kleine Maus ihre Ohren hängen. Der Engel beendete das Gelächter und schickte die Tiere los um alles für die Ankunft des Gottessohnes vorzubereiten. Nachdem der Stall sich geleert hatte, winkte er die kleine Maus zu sich und sagte zu ihr:„Auch du bist herzlich willkommen den Sohn Gottes auf der Erde zu begrüßen und er wird dein Geschenk auch sicher freudig annehmen.“Trotz der aufmunternden Worte des Engels, drehte sich die kleine Maus wortlos um und verschwand eilig in ihrem Loch.

© Ulrike Ranger 2020-12-31