von Svenja Pilger
„Igitt“, brüllt die Klobürste mit der Keimphobie als sie mal wieder den Rand der Schüssel reinigen muss. „Das ist wirklich nicht zum Aushalten“, schimpft sie weiter.
Während die Klobürste schimpft, schnauben das Toilettenpapier, der Wasserhahn und das Gästehandtuch.
Sie können es bald nichtmehr ertragen. Jeden Tag beschwert sich die Klobürste über ihren Job. Natürlich hat sie sich Ihre Aufgabe im Haushalt nicht selbst ausgesucht, doch sich jeden Tag zu beschweren macht die Sache auch nicht leichter.
„Denk doch mal positiv“, entgegnet der Wasserhahn. Der Erfahrung nach müsste er eigentlich wissen, dass die Klobürste bei solchen Aussagen zur Kratzbürste wird:„Sie, Herr Wasserhahn haben ja leicht reden! Was ist Ihre Aufgabe? Wasser lassen zum Händewaschen. Was ein Traumjob. Sie haben ja keine Ahnung wie es ist mit Keimen in Kontakt zu kommen.“
„Ich aber!“, entgegnet das Toilettenpapier, „und ich beschwere mich nicht dauernd. Es ist eben auch eine wichtige Aufgabe.“
Die Klobürste schüttelt verständnislos den Kopf. Sie kann nicht verstehen, dass sie von niemandem im Gäste-WC ernst genommen wird, dabei sitzen sie doch alle in der gleichen Misere …
Für den Rest des Tages schweigen sich die Bewohner des Badezimmers an und brüten missmutig vor sich hin. Die Menschen kommen von der Arbeit nach Hause, bringen Einkäufe mit und erledigen im Badezimmer ihre Abendroutine. Für die Klobürste mit der Keimphobie immer wieder eine Herausforderung.
Doch in dieser Nacht sollte sich alles ändern. Als die Menschen bereits tief am Schlafen waren, hüpfte plötzlich eine Flasche Reinigungsmittel ins Badezimmer: „Hallo?“, flüsterte sie leise, „hier soll jemand mit einer Keimphobie sein?“.
„Was willst du?“, fragt die Klobürste trotzig ohne in die Richtung der Flasche zu blicken.
„Der Wasserhahn in der Küche hat erzählt, hier sei eine Kratz- ehm, ich meine natürlich Klobürste, der ich helfen kann.“
Als die Klobürste diesen Satz hörte, begannen Ihre Augen zu strahlen. Sie schaute zum Wasserhahn, der mit einem Lächeln bestätigte, was sie vermutete: „Ja, ich habe meinem Kollegen per Hahn-Funk Bescheid gegeben, dass du Hilfe brauchst.“
Von nun an konnte die kleine Klobürste jede Nacht in Reinigungsmittel baden. Es duftete nach Lavendel und half ihr dabei, sich von ihrem Arbeitsalltag abzulenken. Nicht nur die Klobürste mit der Keimphobie war glücklich über diese Entwicklung. Auch das Toilettenpapier, das Gästehandtuch und der Wasserhahn selbst waren erleichtert, sich das Gejammer Ihrer Gefährtin nicht länger anhören zu müssen.
© Svenja Pilger 2023-08-07