von ArevdeGryps
Zuerst waren alle etwas zögerlich und einige verlachten sogar Aurelies Vorschlag. Doch dann riss sich Plume eine Feder aus und legte sie vor sich auf den staubigen Boden. Obwohl es wieder ein kalter Wind war an diesem Tag, der uns durch das aufgeplusterte Gefieder strich, blieb die Feder dort liegen. Dann zupfte sich auch Aurelie eine Feder aus und legte sie dazu und auch ich zupfte mir eine aus, aber um ehrlich zu sein, war es nur, weil ich sie unterstützen wollte. Ich mochte sie.
Aber ohnehin schauten alle nur auf die Feder von Plume, den man wegen seiner Weisheit bewunderte und darum folgten nun weitere Tauben, die ihre Federn dazulegten und sich lautstark bereit erklärten, Aurelies Vorschlag umzusetzen. Und so kam es, dass wir Tag und Nacht über die Städte und Länder flogen und überall statt der Briefe kleine und große, weiße und graue Federn hinterließen. Zuerst beachtete man sie nicht besonders. Nur unsere Besitzer versuchten uns zu verkaufen, doch dies gelang nicht, da wir nicht mehr bereit waren, die Briefe auszutragen. Dann schaffte man sich neue Tauben an und wir mussten fliehen. Denn wir wussten, immer wenn jemand Neues zu uns kam, hieß das, dass jemand Altes weichen musste und nie wieder gesehen wurde. Unheimliche Geschichten machten dann die Runde, dass derjenige auf dem Teller der Menschen gelandet oder zu Hundefutter verarbeitet worden war.
Nun mussten wir uns unser Futter also selbst suchen und das war vielen zu mühselig. Sie nahmen ihren alten Dienst wieder auf und taten, was die Menschen ihnen befahlen. Eine kleine Gruppe jedoch, zu der auch ich gehörte sowie Plume und Aurelie und sogar Jean (denn ein Feigling war nicht, das musste man ihm doch zugute halten), flog weiter und rief auch andere Tauben, Wildtauben und Stadttauben, die ohnehin niemandem gehorchen mussten, dazu auf, ihre Federn zu verteilen.
© ArevdeGryps 2021-05-22