von Connymuckl
Ich bin auf Urlaub – seit 12 Jahren ganz für mich allein! Nach der emotionalen Homeschoolingzeit habe ich mir eine Auszeit für mich gewünscht und mein Mann hat mir diesen Wunsch (fast) sofort von Herzen gegönnt. Ich darf hier die Seele baumeln lassen.
Aber wie macht man das eigentlich? Ganz klar ist, dass ich endlich mal wieder durchschlafen und in Ruhe essen will. Momentan bin ich aber weder müde, noch hungrig. Was sind eigentlich meine Bedürfnisse? Meine Ansprüche sind groß, ich möchte auf jeden Fall etwas Sinnvolles tun. Mir fällt nix ein. So lass ich mir die Sonne auf den Bauch scheinen und nach zwei Stunden ist mir schrecklich fad. Nach dem Abendessen – ja, ich hab ganz in Ruhe gegessen ohne wegen verschüttetem Saft oder sonstigem Essenschaos aufzuspringen – schaue ich mir trotz aller guten Vorsätze den sinnvollsten Film aller Zeiten an: Dirty Dancing! Ich versuche, nicht ungeduldig oder gar wütend auf mich selbst zu werden ob der vergeudeten Zeit, sondern freue mich, dass mich niemand mit hochgezogenen Augenbrauen fragt: „Echt jetzt?“ Ich genieße den Film und meine Jugenderinnerungen und schlafe entspannt ein.
Am nächsten Tage studiere ich die Auswahl an Massageangeboten und viele Sätze kämpfen in meinem Kopf um die Vorherrschaft: „Das ist doch nicht notwenig! Das kostet zu viel! Das bringt doch nix!“ Doch, ich bin es mir wert und gönne mir etwas! Nach der Massage gehe ich schwimmen. Das Wasser trägt mich. Alles fühlt sich leicht an. Ich bin endlich ganz bei mir und kann genießen.
Beim Abendessen sitze ich sehr günstig. Zu meiner Rechten sitzen einige Motorradfahrer beisammen, zu meiner Linken raucht ein Paar meine Lieblingszigaretten, die für mich nach Urlaub, Jugend, Freiheit duften. Wieder überlege ich kurz, ob ich mich wirklich trauen soll, die Erfüllung meiner Bedürfnisse in die eigenen Hände zu nehmen, aber bald komme ich zu dem Schluss, dass ich nix zu verlieren habe. Also stehe ich auf und wende mich zunächst nach rechts mit der Frage, ob ich denn für eine kurze Tour mitfahren dürfe. Ein schelmisches, verständnisvolles Grinsen funkelt mir entgegen. Heute ginge es aufgrund von genussvollem Alkholkonsum nicht mehr, aber morgen gerne!
Yesss!!! Dann wende ich mich dem linken Tisch zu und bekomme eine Moods angeboten. Mit dieser mach ich mich auf den Weg zu einem schönen Bankerl, genieße jeden Zug, telefoniere mit einer lieben Freundin und sitze dann bis Mitternacht plaudernd und lachend an der Bar mit der Motorradgruppe zusammen.
Am nächsten Tag stehe ich voll Vorfreude freiwillig um halb 6 Uhr auf, wandere eine Klamm entlang, gehe schwimmen, genieße ein köstliches Frühstück und dann ist es soweit: Endlich darf ich wieder mal Motorrad mitfahren! (siehe meine Story „Ich liebe es“). Es ist berauschend, genial, wunderschön, …
Ja, ich muss noch üben auch für mich selbst zu sorgen, für meine Bedüfnisse einzustehen und mir etwas zu gönnen, aber nach dieser Zeit mit mir übe ich das gerne weiterhin! :-)
© Connymuckl 2020-08-14