Die Kupplerin

renate schiansky

von renate schiansky

Story

Vanessa und ihre Freundin Ella hatten einen Ferienjob im Theaterensemble von Forchtenstein Fantastisch ergattert, vorher wollten wir aber doch noch ein paar Tage campen. Erst im letzten Moment entschied sich Gabriel dafĂĽr, doch auch mitzukommen. Vanessa grinste. Sie war davon ĂĽberzeugt, dass ihre beste Freundin und ihr Bruder ein perfektes Paar abgeben wĂĽrden, hatte aber bisher von beiden Seiten nur KopfschĂĽtteln geerntet.

Wir packten also das große 8-Mann-Zelt in den Kofferraum meines kleinen Toyota, dazu Campinggeschirr, einen Proviantkorb und unsere 4 Rucksäcke. Die Schlafsäcke breiteten wir auf den Sitzen aus, Ellas kleine Gitarre klemmten die Mädchen zwischen sich auf die Rückbank. Und ab ging die Reise. Zuerst in die Eifel, nach Gerolstein. Dort steht die Ruine einer Höhenburg aus dem 12. Jahrhundert, umgeben von einem Adler- und Wolfspark. Wir durften zur Fütterung ins Wolfsgehege. Die zwei angehenden Biologiestudentinnen waren selig, Gabriel schoss Fotos von einer lächelnden Ella, Vanessa zwinkerte mir zu.

Abends im Zelt saßen wir noch lange bei Gitarrenklängen und Gesang zusammen.

Die Neugierde führte uns nach Luxemburg; wir ließen uns in Diekirch nieder, besuchten das kleine Bienenmuseum und bewunderten den Deiwelselter; den Teufelsaltar, der allerdings kein Altar ist, sondern ein megalithisches Grab, das man dummerweise zerstört und zu einem Torbogen umgebaut hat. Über Echternach führte uns unser Weg weiter durch das malerische Saarburg, wir bestaunten den Wasserfall mitten in der Stadt und eine der ältesten Höhenburgen Deutschlands. Ella und Gabriel teilte sich einen Flammkuchen. Abends campierten wir am Losheimer Stausee. Gabriel schlug noch einen Spaziergang vor und Ella war gleich begeistert dabei. Vanessa entwickelte plötzlich Knieschmerzen, und ich sollte ihr doch bitte beim Zelt Gesellschaft leisten.

Im Wolfspark Merzig wanderten wir lange zwischen den Gehegen, beobachteten die Wölfe und lauschten ihrem Heulen, bis Vanessa gaaaanz dringend und ganz bestimmt nicht alleine eine Toilette suchen musste. „Wir treffen uns beim Auto wieder!“ rief sie Gabriel und Ella zu und zog mich mit sich fort.

Am Campingplatz in Kempten schlugen wir unser Zelt fĂĽr 2 Nächte auf. Wir besichtigten Schloss Neuschwanstein und wanderten dann den Waldweg entlang hinunter, zurĂĽck zum Parkplatz, danach ging es nach Kempten zum Musical „Ludwig II“.

Ella und Gabriel saĂźen noch lange in der Dunkelheit vor dem Zelt und unterhielten sich leise.

Am Heimweg durchstreiften wir noch den Tierpark in Haag. Spät nachts erst kamen wir zu Hause an.

Am nächsten Tag begann für die Mädchen der Dienst auf Burg Forchtenstein. Öffentlich war die Burg nicht zu erreichen, also wechselten sich Ellas Vater und ich morgens als Chauffeure ab. Zum Abholdienst am Abend meldete sich eigenartigerweise Gabriel jedes Mal freiwillig.

Grafik: (c) freowyn

© renate schiansky 2021-02-14

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