Die Leibesvisitation

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von And1

Story

Sommer ist Festival-Zeit. Musikfestivals versprühen einen ganz besonderen Charme. Der Versuch einer prägnanten kompakten Erklärung: Ein Musikfestival bildet sich aus einer großen Menschenansammlung, die sich beispielsweise zum Zweck des Musik-Genusses trifft und dabei über mehrere Tage Camping perfektioniert sowie laufend schier endlose Parties feiert … oftmals von einer Schlammschlacht begleitet.

Auch wir trafen uns zu einem solchen Kulturereignis. Als bekennende Hip-Hop und Reggae Fans fiel die Wahl nicht schwer und wir entschlossen uns für den Chiemsee Reggae Summer in Übersee am Chiemsee.

Mit Pauken und Trompeten sind wir dort eingefallen. Der 3-Tages-Festivalpass in Kombination mit der sonnigen Wetteraussichten prophezeite ein großes Wochenende. Ein paar Freunde aus der Clique waren schon früher angereist und haben mit dem Bau der kleinen Zeltstadt begonnen. Da gab es Schlafzelte, ein Zelt für Proviant und ein offenes Partyzelt mit Campingstühlen. Unweit von diesem Basislager floss die Ache. Das war das unglaublich coole Szenario für das Festival-Wochenende. Man stelle sich vor: eine feiernde Meute, gute Freunde, kühles Bier und feinste Reggae-Tunes!

Die Tage vergingen wie im Fluge und wir mussten die Heimreise antreten. Der Rucksack war gepackt und wir machten uns auf den Heimweg. Neben der Straße stand eine Armee von Polizeibussen. So eine Präsenz gab uns ein „sicheres“ Gefühl. Locker flockig schlenderten wir vorbei.

Stopp, Personenkontrolle! Die grün gekleideten Männer wollten wissen, ob wir illegale Substanzen dabei hätten. Wir verneinten mit Nachdruck. Trotz unserer Ansage, glaubten sie uns nicht und begannen eine forsche Leibesvisitation mit allem drum und dran.

Als ich meine Taschen leerte, hielt ich ein kleines Döschen in Händen. Der Polizist war sichtlich erfreut und meinte selbstbewusst: „So Burschi, und was ist denn das?“ Das gesamte Kollegium des Polizisten stand dann um uns herum und er öffnete siegessicher die Dose.

Erstaunt bewunderten sie dann den Lippenbalsam. Der Beamte roch nochmal dran und anschließend konnte ich meine Sachen wieder einpacken.

Es war kein schönes Erlebnis, denn der Kontakt zur Exekutive war in diesem Fall angespannt. Dass die Freude über den vermeintlichen Fund schlussendlich in Enttäuschung wich, war dann unsere Genugtuung.

© And1 2020-08-11

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