Ich war immer schon getrieben. Nicht zu bändigen. Laut und stark. Der Grund dafür, ich war ständig auf der Suche. Auf der Suche nach Wertschätzung. Auf der Suche nach Lob. Auf der Suche nach Anerkennung. Auf der Suche nach Bewunderung. Auf der Suche nach Antworten vieler Fragen. Auf der Suche nach einem Heim. Auf der Suche nach meinem Platz in dieser Welt. Und natürlich auf der Suche nach der Liebe meines Lebens.
Wie ein Nimmersatt, ständig nachgefüllt wurden Bedürfnisse, Wünsche und Träume. All zu gedürstet hat es mich danach. Nie zufrieden mit dem Erreichten. Immer mehr und besser. Der Durst war nie gestillt und allzu hastig war ich auf der Suche. Ungeduld ist meine Stärke. Ausdauer dauert mir zu lang. Die Bedürfnisse waren nie gdeckt. Die Wünsche blieben ohne Erfüllung und die Träume waren bloß trügerische Bilder.
Dann jagten sie mich. Die Enttäuschungen fuhren mir bis auf die Knochen. Die Angst lässt die Muskeln zittern. Fehler und Scham drängen nach dem Aufgeben. Sie jagten mich und gleichzeitig ging die Suche unentwegt weiter. Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat. Bis ich die Jahre schon nicht mehr zählen konnte. Unzufrieden nichts zu finden, gesellten sich noch zwei Jäger hinzu, der Frust und sein Bruder, die Wut.
Ganz weit weg war ich, endlich zu erreichen, was ich so begehr. Den inneren Frieden. Sobald alle Bedürfnisse nun endlich gestillt wären, alle Wünsche erfüllt und Träume gelebt, stellt sich Frieden ein. So findet das Herz die Ruh. So mein Antrieb. Die Motivation. Und ich suchte weiter ohne Ende. Mit den Jägern auf meinen Fersen.
All das kostet Kraft und Energie, ewig zu suchen. Irgendwann, kein besonderer Tag, war ich all das Leid und versteckte mich. Lies die Jäger jagen und die Suche schweifen. All zu schwer fühlte ich mich. Keinen Schritt will ich mehr suchen, zum Ziel komm ich ja doch nicht.
Und so stellte sich etwas ein. Ein Gefühl, das mir so fremd. Einfach nur zu sein. Ein Ziel das schier unerreichbar scheint. Denn was das heißen mag, war mir nie ganz klar. Die Leichtigkeit des Seins. Das leichte Sein. Leicht ist das Sein. Hört sich schön an, doch was und wie genau?
Befreit von meinen Lasten. Frei von Bedürfnissen, frei von Wünschen, frei von Träumen, Zwängen und Emotionen. Hinfort mit all meinen Plänen. Aus mit meinen Ideen. Beende ich die Suche, die mich nur dürstet. Den Jägern ist die Beute entwischt. Ich sitze im Versteck und lass all das vorüber ziehen. Selbst meinen Namen, er bedeutet nun nicht mehr viel.
Der Herzschlag pocht in seinem Rhythmus. Mein Blut strömt quer durch meinen Körper. Meine Zellen arbeiten ohne meinen Befehl. Tüchtig und Fleißig. Sie brauchen all diese Sehnsüchte nicht. Meine Lunge und mein Bauch bewegen sich zum Atem meines Seins.
Ich liege in der Wiese am Schafberg, öffne meine Augen und blicke in den Himmel. In diesem nur Sekunden andauernden und gar unscheinbaren Moment, spüre ich zum aller ersten Mal die Leichtigkeit meines Seins.
© Carolin Theta Seling 2020-04-17