von Maggie Krähling
Immer noch verwundert akzeptierte ich die Aussage erstmal. „Weißt du wer als nächstes geweckt wird? Vielleicht Dr.Lancester? Dann könnten wir gemeinsam einige Dinge vorbereiten.“ Diesmal schwieg Visio noch länger. „Das kann ich nicht beeinflussen. Wir werden abwarten müssen.“ Komisch. Immerhin war Visio die Schiffs-KI, er sollte Einsicht darin haben. „Na gut, dann gehe ich wenigstens mal schauen, wie es meinen schlafenden Kollegen geht.“ Darauf bekam ich keine Antwort mehr, also verließ ich das Labor. Ich nahm einen kleinen Umweg und ging durch den großen Saal. Dort stand in der Mitte eine große Eiche. Ihre Äste mit den grün leuchtenden Blättern streckten sich bis zur gläsernen Kuppel, wo man hinaus in das weite Weltall schauen konnte. Wenn man sich auf eine der Bänke direkt neben der Eiche setzte und nach oben durch die Blätter sah, könnte man fast meinen man wäre auf der Erde und würde den Himmel beobachten. Doch es fehlte der typische Geruch vom grünen Gras, das leise Zirpen der Heuschrecken und das Zwitschern der Vögel um sich dieser Illusion komplett hinzugeben. Stattdessen zog man die sterile und trockene Luft aus den Filtern durch die Nase. Ich wand den Blick von der Eiche ab und nahm den Gang runter zum Kälteschlafdeck. Die Karte am Sensor piepste und ich ging rein. Ich lief die Kapseln ab, bis ich bei der von Dr.Lancester, meinem Verlobten, ankam. Alex lag in einer Kapsel relativ weit hinten, daher schaute ich beim Vorbeilaufen auf die anderen Kapseln. Hier lag Dr.Krishna, dort Professor Lamb und zwei weiter fand ich Dr.Folk. Alle Wissenschaftler, die hier waren, waren freiwillig mitgekommen. Viele mit der Hoffnung eine neue Welt zu finden und weil sie nichts auf der Erde zurückhielt. Ich wäre eigentlich nicht mitgekommen aber an einem späten Sommerabend, ich hatte grade einen Durchbruch in meiner Forschung und die Einladung zur Expedition bekommen, kam Alex mit einem Strauß Tulpen zu mir, kniete sich hin und hielt um meine Hand an. Ich war perplex und wusste nicht, was ich antworten sollte. Immerhin war ich grade mit dem Gedanken beschäftigt gewesen auf eine mehrjährige Reise zu gehen. Während ich versucht hatte, den Antrag so nett wie möglich abzuweisen, holte Alex einen Brief aus der Tasche. Er hatte auch eine Einladung zur Expedition bekommen. Er lächelte mich an und sagte mir, dass wir gemeinsam gehen könnten aber dafür bräuchte er ein Ja von mir. Voller Glücksgefühle schlang ich meine Arme um seinen Hals und hauchte ein Ja raus. Anstatt die Hochzeit zu planen, planten wir unsere Reise ins Weltall. Eines Abends aßen wir mit der Crew zusammen. Alex und ich saßen gegenüber des Kapitäns, da prostete er mir zu und sprach leise zu mir: „Eine schöne Idee, die Dr.Lancester da hatte. Es wird mir eine Ehre sein Sie beide zu trauen, sobald wir das Sonnensystem verlassen haben und den Blick auf einen neuen Planeten werfen können. Ein wahrer Romantiker Ihr Dr.Lancester.“ Dabei zwinkerte er mir zu und ich sah verblüfft rüber zu Alex. Er sah mich an und flüsterte mir zu: „Die paar Jahre im Kälteschlaf kann ich noch warten. Aber sobald wir wach sind, möchte ich dich so schnell es geht mein nennen.“ Jeder hätte sich gefragt, wieso wir nicht die Zeit auf der Erde nutzten und schnell eine offizielle Trauung beim Standesamt beantragten aber das war nicht das, was Alex wollte. Er wollte mir die wichtigste Frage seines Lebens in den tiefen des Universums stellen, wo die Sterne unsere Zeugen sein würden.
© Maggie Krähling 2025-05-13