von Walter Weinberg
Isabell erzählte mir, dass eine aus der Parallelklasse in mich verliebt sei. Ich wurde neugierig und wollte sofort wissen wer. Sie nannte eine Barbara, von der ich noch nie gehört hatte. Ich konnte mir nicht vorstellen, was sie veranlasst hätte, sich in mich zu verlieben. Ich fragte Isabell, ob es eine Verwechslung ist, da zwei Walter in meiner Klasse waren. Isabell versicherte mir: „Nein! Die Barbara hat gesagt, der mit den gefärbten Haaren gefällt ihr so gut!“ Ich wusste nicht so recht, was ich davon halten sollte. Wer könnte mich trotz meines Pickelgesichtes wollen? Ich war nicht gerade beliebt und auch keine Sportskanone. In der Pause brachte mir Isabell zum Beweis einen Zettel, geschrieben von Barbara. Darauf stand in schöner Schrift:
Lieber Walter! I love you! Meine Adresse: Tel: Bitte schreib bald zurück! I love you, Barbara!
Mit der Liebesbotschaft in Händen, konnte ich gar nicht anders, als an die Liebe von Barbara zu glauben. Den ganzen Nachmittag verbrachte ich damit, eine passende Antwort für Barbara zu verfassen. Ich schrieb meinen Brief bestimmt fünfmal, bis ich ihn am nächsten Morgen über Isabell Barbara zukommen ließ. Ich schrieb ihr, dass ich sie schon an diesem Morgen in der Aula treffen will, um 5 vor halb 8. Ich konnte die Nacht zuvor nicht schlafen. Beim Frühstück war ich total nervös.
Es war soweit! Ich wartete ungeduldig bis alle aus den Studiersälen endlich in die Schule aufbrachen. Gespannt wartete ich auf das Erscheinen der Unbekannten. Mein Herz pochte wie verrückt! Ich bekam fast keine Luft, da mein Herz heraus springen wollte! Mir wurde schwindelig. Ich war total benommen, wie in Trance. Alles fühlte sich so unwirklich an, und ich wusste nicht, ob ich träume.
Plötzlich sah ich hinter der Glastür Stecki die Stiege herab kommen. Als er mich sah, lachte er. Dann erblickte ich zum ersten Mal Barbara, die ich vom ersten Augenblick an wunderschön fand. Sie war passend zu ihrem schwarzen Haar in Schwarz gekleidet. Das wunderschöne Mädchen schritt durch die Glastür direkt auf mich zu. Mir stockte der Atem, und mein Herz blieb fast stehen vor Aufregung. Ich hatte Angst zu vergessen, was ich ihr sagen wollte. Meine Worte sagte ich still immer wieder, um sie nicht zu vergessen. Jetzt war es wirklich soweit. Ich fasste all meinen Mut: „Guten Morgen! Ist das eigentlich wahr, was Du auf Deinem Zettel für mich geschrieben hast?“ Sie antwortete mit einem Lächeln: „Ja!“ Ich musste diesem zarten schönen Wesen einfach glauben. Sofort stellte ich ihr die entscheidende lebensverändernde Frage: „Willst Du mit mir gehen?“ Damit hatte sie wohl nicht gerechnet, und es war anscheinend sehr überraschend für sie! Voller Hoffnung blickte ich in ihre Augen und sie antwortete: „Das muss ich mir erst überlegen!“ In meiner Trance hörte sich das fast wie ein „Ja“ an! Ich hörte laute Glocken in meinem Kopf und schwebte eher auf einer Wolke, als in der Aula zu stehen. Ich sagte verliebt, dass ich sie nach dem Wochenende noch einmal fragen werde!
© Walter Weinberg 2020-09-22