… die liebten und die Masken ablegten.

Herzchen

von Herzchen

Story

Krisenzeiten wären eigentlich dazu da, um die Menschen zu lehren. Um auf die wichtigsten Dinge im Leben aufmerksam zu machen. Um aufzuzeigen, dass nur weniges zählt. Um eben zu lehren und um daraus zu lernen. Dies geschieht auch tatsächlich während der Krise. Sobald aber der Druck, die Angst nachlassen, wird auch die Lern-, und Lehrfähigkeit der Menschen wieder weniger. Mittelpunkt des Seins werden wieder die Bedürfnisse vor der Angst, vor der Ungewissheit: Besitz, Macht, Geld, Bedeutung, Ansehen, alte Gewohnheiten…

Als Gabriella und ich in Salzburg aufeinander trafen, war die Krise gerade am Höhepunkt. Wir beide, die wir seit vielen Jahren in New York zu Freundinnen geworden waren, wir beide konnten uns nur auf Abstand ansehen und winken.

Sie, gerade aus dem Big Apple zu meiner Hochzeit angereist, ich gerade die Hochzeit hinter mir und schon wieder verlassen… wir beide waren wirklich in der Krise. Diese betraf nicht unsere Gesundheit, sondern, vielleicht noch wichtiger, unser Herz, unser Leben. Denn ein Leben ohne Liebe konnten wir uns beide nicht vorstellen.

„Soll ich hier bei Werner bleiben, “ fragte mich meine verzweifelte Freundin, deren Töchterchen und ihr „Noch-Ehemann“ in New York warteten. Was sollte ich da antworten? Ich kannte Werner, den sie selbst erst seit 4 Tagen kannte, kaum. Sah aber, dass sie wirklich schwer verliebt war, innerlich zerrissen, mit der Krise im Nacken, jener Krise, die sie zur Rückkehr zwang. Ob es dann je ein Wiedersehn gab…? Dies wusste keiner…

Auch ich nicht. Ich, die mit verzweifeltem Herzen nicht daran glauben wollte, dass ich verlassen worden war. Nicht, da ich schon geprägt war von der Famiglia… und wusste, dass Augenscheinliches nie der Wahrheit entsprach und Wahrhaftiges oft nicht sichtbar, sondern nur sanft spürbar war.

„Du hast einen offenen Geist und wahrhaft ein liebendes Herz, “ sagte gerade Gabriella zu mir, „wie ich… darum Mädchen, lass dir nicht den Mut nehmen, Sam ist da, ich spüre es förmlich !“ Ich musste ihr beipflichten. Eigentlich verstand ich jetzt meine Angst und Verzweiflung gar nicht mehr. Eigentlich verstand ich ihn. Die Notwendigkeit seiner Handlungen. Spürte die nicht sichtbare Liebe und Verantwortung dahinter.

Am Ende dieses langen Tages wussten wir beide, dass wir es schaffen würden… und damit meinte wir nicht die Krise… wir würden unsere Masken ablegen, wir würden auf unsere Herzen hören… wir brauchten kein Reglement mehr, um wieder leben zu können…

Gabriella flog am nächsten Tag zurück in die Staaten, ich fuhr nach Wien. Beide wussten wir was zu tun war, um Lösungen, um Entscheidungen herbeizuführen. Für uns gab es keine Grenzen und keine Masken mehr. Authentizität war nun gefragt.

Ob auch andere dies schaffen würden, fragten wir uns beim Abschied? Schwerlich, war es doch viel leichter sich an Vorgaben zu halten, als neue, fremde Wege zu gehen. So blieb für uns die Antwort auf die Frage offen, ob der Mensch auch ohne Maske wieder leben und lieben könnte?

© Herzchen 2020-06-07

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