Die Magie des Schweigens

Vor kurzem sind einige wichtige Dinge geschehen. Zum einen habe ich erkannt das ich kein Monster bin, sondern deshalb so abweisend war, weil ich tief verletzt war. Ich habe erkannt das ich nicht emotionslos bin. Kein eiskalter Killer, und das in mir nicht nur Wut ist. Sondern nur ein tiefer schmerz der mich nach außen hin abhärtet. Damit meine Empathie mich nicht noch trauriger macht als ohnehin schon.

Vor einigen Tagen entwickelte sich auf meiner Zunge wohl eine Fistel. Ich musste mir selbst ein Redeverbot auflegen. Und ich rede gern, zumindest habe ich das immer gern. Ich habe mir selbst so Ausdruck verliehen. Hab mir und meiner Meinung so eine Stimme gegeben. Ich wollte gehört werden, das gab mir Sicherheit. Solange ich reden würde wusste ich, musste ich die Emotionen nicht fühlen. Wenn es nämlich still ist, bekommen Gefühle und Emotionen Raum und nehmen einen ein. Davor habe ich Angst. Mir macht es Angst nicht zu reden. Deshalb rede ich auch im Schlaf unbewusst, den Nachts im Dunkeln habe ich die meiste Angst.

Nun ist es auch so das ich ein großes Problem in der Kommunikation in meiner Partnerschaft habe. Er redet nicht gerne und ich bin sehr empathisch und merke jede noch so kleine Stimmungsänderung. Er will mich davor schützen und ich habe das Gefühl, er schließt mich aus. Beide liegen Falsch.

Und da ist noch ein Problem: Er ist todkrank und ich bin unheilbar schwerbehindert. Wir haben beide unser Päckchen zu tragen. Das Leid unseres Partners ist eine Art Schmerz auf einer gänzlich anderen Ebene. Wir können also nicht über unsere Probleme mit dem anderen reden, was das angeht, wir brauchen ein Team von Freunden und Leuten die uns unterstützen. Ich glaube wir brauchen alle Hilfe, die wir kriegen können. Jeden Freund der mal zuhören kann.

Mein selbst erlegtes Redeverbot, zu dem ich nun endlich komme, hat mir erst Angst gemacht. Ich dachte ich würde wütend sein, und miese Laune haben und nichts würde mehr funktionieren. Doch seltsamerweise, funktioniert es ohne reden soviel besser. Ich habe aufgehört darüber zu reden das, ich unzufrieden bin. Ich wurde konzentrierter auf die Dinge um mich herum. Ich habe gesehen wie gut mein Freund mich kennt. Ich habe meine Kraft gespart die ich täglich auf unnütze Streits oder Diskussionen gegeben habe, habe mich in kurzen Sätzen schriftlich verständigt. Ich habe gesehen wie sehr mein Freund mich liebt. Ich habe gemerkt das meine negativen Emotionen schneller Weggehen, wenn ich sie ohne Furcht ansehe und mich nicht mehr versuche mich dafür zu rechtfertigen, warum ich mich fühle wie ich mich fühle. Sondern es einfach aktiv fühle, auch wenn es eine negative Emotion ist. Ich habe im Schweigen erkannt, dass meine Emotionen genauso wichtig sind wie die der anderen. Und das meine Emotionen erst gehen, wenn ich mich traue sie nicht mehr zu übertönen!

Das ist die Magie des Schweigens!