von Thomas Paar
Aus ein paar meiner früheren Geschichten geht hervor, dass ich in einer Kleinstadt wohne. Falls sie mit ihrer geringen Einwohnerzahl diesen Titel überhaupt verdient hat. Nichtsdestotrotz lebe ich gerne hier. Nenne diesen Ort seit meiner Geburt mein Zuhause. Habe sämtliche wichtigen Ereignisse und Lebensabschnitte hier erlebt. Egal wo ich schon überall war. Hier ist mein zu Hause, und ich kehre jedes Mal wieder gerne hier her zurück.
In den letzten Jahren habe ich aber noch eine weitere Vorliebe im Zusammenhang mit der Stadt entwickelt. Nämlich sie zu Fuß zu erleben. Denn obwohl ich denke, sie in- und auswendig zu kennen, schafft es sie trotzdem mich immer wieder zu überraschen. Ob mit einem Straßennamen, einer kleinen Gasse, einem herunter gekommenen Gebäude. Es passiert natürlich nicht ständig, aber wenn so etwas eintrifft, ist die Faszination nach wie vor vorhanden. Verlierer in dieser Geschichte ist eindeutig unser Auto.
Fast in Vergessenheit geraten und verwaist, fristet es die einsame Zeit unter dem Carport. Wenn wir es dann mal brauchen, dann nur für so kurze Strecken, dass man förmlich spüren kann, wie es nach mehr lechzt. Selten ergibt es sich, das wir diesen Wunsch erfüllen können. Was schade ist, denn eigentlich lieben wir es beide mit dem Auto lange Strecken zu fahren, Musik zu hören und unsere nicht vorhandenen Gesangskünste zu trainieren. Auf der anderen Seite ist es besonders seit Beginn dieses Jahres gut, wenn man die stetig steigenden Benzinpreise beobachtet.
Trotzdem ist es mir bewusst, dass ein Auto erstens gefahren werden muss/sollte und das es zweitens ein Verbrauchsgegenstand ist. Heuer hat es sich wieder einmal ergeben, dass wir eine längere Fahrt machten. Da die Kater dabei waren, mussten wir auf Musik inklusive Gesangskünste verzichten, aber wenigstens ist das Auto auf seine Kosten gekommen. Nach dieser langen Fahrt meldete sich ein paar Tage später das Display. Ich bin noch immer verblüfft darüber, wie viel Technik bereits in unserem Auto steckt, und das, obwohl es BJ 2011 ist. Mich würde es nicht wundern, wenn abgesehen vom Navi, die Autos bald in anderen Bereichen auch mit uns sprechen.
Als ich also meinen Blick auf das Display richtete, wollte ich es nicht glauben, dass es schon wieder so weit war. Kaum vorzustellen, dass schon wieder bald 2 Jahre vergangen waren. Aber die Technik lügt nicht. Was mich aber dennoch brennend interessierte war die nackten Zahlen. Als ich es nachrechnete, haute es mich fast vom Hocker.
Ich wusste, dass ich in den letzten zwei Jahren wenig gefahren bin. Dem Computerchip in unserem Auto ist das natürlich einerlei. Fix darauf programmiert, meldet es sich für den »Routinecheck« nach 30.000 km oder zwei Jahren. Auf den Tag genau war es auch dieses Mal wieder so weit.
Die zwei Jahre habe ich problemlos gemeistert, aber mit lediglich 5500 gefahrenen Kilometern lag ich doch weit unter der magischen Grenze.
© Thomas Paar 2022-12-13