Die magischen drei bis vier Worte

Valerie Vonroe

von Valerie Vonroe

Story

Ich liebe dich. Ich verlasse dich. Ich kann nicht mehr.

Sonja war einmal eine “Gasgeberin”. Sie hat nichts ausgelassen, war immer gut drauf. Fast galt sie als Vorbild in unserer Mädelsrunde. Manchmal sagte “man”, dass sie das spielt, kein Mensch ist immer lustig. Ihre Beziehungen mit Männern waren dementsprechend auch gut. Sie war sehr schnell mit einem Mann zusammen und genauso schnell kam der Nächste. Es lief in ihrem Leben alles problemlos ab. Irgendwann war es Josi, ein unbekümmerter Typ der Marke „ewiger Student“. Er lud sie zu einem Selbstfindungswochenende ein, das sie dann bezahlte, weil Geld zum Glücklichsein nicht wichtig ist. Dort wurden verschiedene psychedelische Substanzen eingenommen. In echt war es ein Rudelbumsen mit Drogen. Sonja danach eine lustige Schwangere. Das mit der Vaterschaft war schwer zu klären, aber Josi blieb an ihrer Seite. Er zog bei ihr ein und „studierte“ weiter. Ein echter Steher.

Die Geburt verlief problemlos, eine natĂĽrliche Fortsetzung ihrer Lebenseinstellung. Das Baby schrie kaum, wir waren beeindruckt von soviel GlĂĽck. Nach so drei Monaten waren wir Mädels zur Babybeschau eingeladen und Mia reagierte irgendwie komisch. Nach der dritten Flasche Rotwein platze es aus ihr heraus – mit dem Baby stimmt was nicht. Sie war Krankenschwester, keine von uns wusste, wie sie reagieren sollte.

Josi “rettete” die Situation idem er vol besoffen in unsure Runde krachte. Mit einer Wodkaflasche in der Hand lieĂź er sich auf die Couch fallen. Er schaute verwahrlost aus, stank nach allem, was man nicht wissen möchte. Was schaut’s so deppert ihr Tussen? Sonja muss froh sein, dass ich bei ihr und dem behinderten Bangert bleibe.

Bring mir ein Bier, herrschte er sie an. Wir werden jetzt gehen, sagte Bea während sie ihren Rock glattstrich. Die anderen erhoben sich wie auf Kommando. Ich blieb wie angewurzelt sitzen, ich konnte doch meine Freundin nicht einfach so zurücklassen. Was ich tun sollte, wusste ich allerdings auch nicht. Ich wollte Sonja einfach in den Arm nehmen und drücken, da schrie er schon wieder: Bring mir ein Bier, aber diesmal ein kaltes, nicht so einen warmen Lack, du Trampel.

Sonja tat wie ihr geheißen, dann holte sie ihr Baby und öffnete die Tür zum Balkon. Das Wohnzimmer war ziemlich verraucht. Sie drehte sich zu mir, ihr Blick war starr und ich empfand es als Abschied. Ich schaffte es aufzustehen und sah, wie sie das Baby in die Tiefe warf. Wie in einem schlechten Film stürzte ich mit einem gellenden NEIN auf sie. “Ich kann nicht mehr”, waren ihre letzten Worte. Ich spürte noch kurz ihre kalte Hand, es war zu spät. Es ist ein eigenartiges Geräusch, wenn ein Körper vom 7. Stock auf Beton aufschlägt. Ich klammerte mich an das Balkongeländer, sah die Blaulichter, die wie Sternschnuppen immer mehr wurden.

Eine dominante Stimme schrie – Polizei, öffnen sie die TĂĽre.

© Valerie Vonroe 2022-04-03

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