von Adelheiden
Da waren doch diese Biskotten noch im Vorratskasten. Biskotten aus Italien, die müssen gut sein, aus denen mach ich eine Malakofftorte. Dass ihr Ablaufdatum schon in der Vergangenheit lag, störte mich nur wenig. Was soll denn an den Dingern auch kaputt gehen?Also schritt ich fröhlich an die Herstellung der Creme. Man rühre Butter schaumig. Man schmeisse drei Dotter rein und rühre weiter. Staubzucker dazu. Bis auf die DREI Dotter hatte ich keinerlei Mengenangaben, aber da ich immer dynamisch koche, war das egal. Ich nahm halt wie es kam.In die Creme, die nicht sehr schaumig war, rührte ich dann noch ein gutes Stamperl Rum.Sobald Alkohol ins Spiel kommt, beginnen die Streitigkeiten, Ei und Butter vertrugen sich nimmer und gingen getrennte Wege. Ich rührte ungerührt weiter und beschloss, dass man den Mangel in der fertigen Torte unter all dem dann geschlagenen Schlagobers eh nicht merken würde.Dann gings ans Tauchen der Biskotten, der italienischen, deren Ablaufdatum historisch war.Nach der dritten Biskotte fielen mir so komische schwarze Wuserl in der Milch auf. Nach der fünften Biskotte fielen sie mir unangenehm auf und nach der vollendeten ersten Lage beschloss ich, eine wissenschaftliche Untersuchung der Wuserl zu machen.Naja. Die Wuserl waren bereits verendete kleine Käfer, die vor Unzeiten, sozusagen im Kambrium der Biskotten, in denselbigen lebten.So wurden denn die getunkten und die ungetunkten Biskotten den hungerleidenen Vögeln im Wald serviert und ich fand ein neues Packerl, dessen Ablaufdatum noch gar nicht so lang zurücklag. Ob meine Familie so frisches Zeugs überhaupt verträgt?Ich tauchte. Ich legte. Ich schmierte die Eibutterstreitcreme darauf, woraufhin sich alle getunkten und daher weichen Biskotten aufbäumten und wie weiland die Alpen falten schlugen.Dann kam eine weitere Schicht Biskotten und dann musste ich erkennen, dass ich a) keine Creme mehr hatte und b) weder Butter noch Eier im Haus waren.Im Spar hatten sie. Aber dieser Spar ist drei Feldwegkilometer weg. Ich musste also leider die co2 Belastung der Erde noch ein wenig vermehren und Grundstoffe einkaufen fahren.Ich rührte dann Butter mit Zucker schaumig. Nicht sehr schaumig. Die Geduld hab ich nicht. Dann goss ich Rum hinein. Kein Stamperl. Ein richtiges Stamp. Dann fügte ich die Dotter hinzu, immer einen nach dem anderen und siehe da, wenn die Butter gleich besoffen ist, gibt es mit den Eiern keinen Streit.Dann gab ich Creme auf die Biskotten. Vorsichtig, um eine weitere Alpenauffaltung zu vermeiden.Tja.Und dann fuhr ich ins Spar um Biskotten.Schlussendlich musste ich die Küche aufwischen, denn eine Tortenform ist nicht dicht und der Milchrumsaft rinnt bei Springformen raus und runter.Die Torte wird morgen mit geschlagenem Schlagobers bestrichen, mit Kirschen belegt und von meinen Familienmitgliedern verzehrt. Sollte sie eigenartig schmecken, hab ich natürlich keine Ahnung, warum.
© Adelheiden 2020-12-25