Als ich vor Jahrzehnten in Uusi Valamo eintraf, wurde ich von einem der acht noch lebenden Mönche freundlich empfangen. Seine Sprache – ein Gemisch aus Russisch, Finnisch und Englisch – war freundlich einladend und irgendwie doch verständlich. Man sah ihm an, dass er sich freute – denn es waren nicht mehr viele, die dieses Kloster nahe der russischen Grenze besuchten.
Das Kloster Uusi Valamo (Neu-Walaam) ist das einzige orthodoxe Männerkloster in Finnland. Es liegt in der ostfinnischen Landschaft Südsavo, am nördlichen Rand der Gemeinde Heinävesi, abgeschieden in der endlosen Einsamkeit der Wälder und Seen des finnischen Teils von Karelien. Die friedliche Atmosphäre ist ein Ruhepol für alle, die dem Stress und Lärm unserer Zeit entfliehen wollen. Bereits beim Betreten des Geländes wurde ich von der Ruhe und einer schwer zu beschreibenden Stimmung gefangen genommen.
Rund um das Kloster gibt es heute schön angelegte Spazierwege durch die nähere Umgebung. Im Sommer kann man sogar mit dem klostereigenen Schiff eine Rundfahrt auf den umliegenden Seen unternehmen.
Ursprünglich befand sich das Kloster auf der Inselgruppe Walaam (finnisch Valamo) im Ladogasee beheimatet. Seine Ursprünge reichen bis ins 8. Jahrhundert zurück – gesicherte Quellen gibt es jedoch erst aus dem 12. Jahrhundert. Gegründet wurde es von den Heiligen Sergej und Herman. 1917 kamen die Inseln zu Finnland, 1940 nach dem Winterkrieg wieder zur Sowjetunion. Die überwiegend russischen Mönche siedelten nun an den heutigen Standort im bei Finnland verbliebenen Teil Kareliens um. Auch aus dem nördlich gelegenen Kloster Petschenga wurden Mönche nach Ostfinnland umgesiedelt.
Die Mönchsgemeinschaft behielt zunächst die russische Sprache und in der Liturgie das Kirchenslawische bei. Um sich den finnischsprachigen orthodoxen Christen (etwa 60.000) zu öffnen, stellte sich das Kloster 1977 auf die finnische Sprache um.
Heute hat sich das Kloster zu einem Pilgerzentrum entwickelt, das viele Gäste empfängt und die Pilger an den orthodoxen Traditionen teilhaben lässt.
Ganz in der Nähe liegt das einzige orthodoxe Frauenkloster Finnlands, das Kloster Lintula, ebenfalls in der Gemeinde Heinävesi im Südosten Finnlands.
Gegründet wurde es 1895 in Kivennappa auf der Karelischen Landenge, das damals zu Finnland und heute zu Russland gehört. Während des Winterkrieges 1939 flohen die Nonnen vor den russischen Streitkräften in das vom Krieg verschonte Gebiet Finnlands. 1946 konnte der Konvent ein neues Kloster in Heinävesi gründen, ganz in der Nähe des Männerklosters Uusi Valamo. Die neue Kirche wurde 1973 eingeweiht. Wie die Kirche am alten Standort wurde sie der Heiligen Dreifaltigkeit geweiht.
Das Kloster betreibt eine Kerzenmanufaktur. Der ursprüngliche dazugehörige landwirtschaftliche Betrieb wurde aufgegeben. Die jährlich rund 25.000 Pilger und Touristen tragen zur Wirtschaftlichkeit des Klosters bei und sichern so die Einnahmen.
© Heinz-Dieter Brandt 2022-09-04