von Hofajack
Mit meinem Nachbarn Charly am Abend fortzugehen, bedeutete erstens nicht bald nach Hause zu kommen und zweitens möglichst viele Kneipen und Bars aufzusuchen. Wir waren an einem Dienstagabend verabredet und hatten uns doch einiges vorgenommen. Gestartet wurde in der Weißbierbrauerei und wir arbeiteten uns langsam über den Fidelen Affen vor, über einen kurzen Abstecher zum Murphy’s Law in der Gstättengasse und weiter zum Zwettler’s. Charly ist Berufsmusiker und geht seinem Job eher in den Abend- und Nachtstunden nach und daher ist sein Durchhaltevermögen im Vergleich zu anderen (tagsüber) arbeitenden Personen doch beachtlich. Ich war allerdings gut vorbereitet und hatte mir für den nächsten Tag frei genommen. Nachdem wir das Zwettler’s verlassen hatten, standen noch diverse Kneipen in der Imbergstraße auf dem Programm. Gegen 3.00 Uhr in der Früh schlug Charly vor noch das Chez Roland zu besuchen. Dieses Lokal wird, wie der Name schon verrät, von Roland betrieben, der eine richtige Institution in der Salzburger Lokalszene ist. Und eine Institution kann es sich auch aussuchen, nicht jeden der Einlass in sein Lokal begehrt, auch tatsächlich einzulassen. Wir kamen also zu der Bar und vor uns war gerade eine Gruppe von vier bis fünf jüngeren Burschen dabei die Türe des Chez Rolands zu öffnen. Kaum hatten sie die ersten Schritte in das unter Straßenniveau ausgerichtete Lokal gesetzt, war auch schon Roland zur Stelle und verwies die Burschen gleich wieder des Lokals mit folgender Begründung: „Tut mir leid, wir haben schon geschlossen. Das nächste Mal wieder!“ Die Typen drehten enttäuscht ab und gingen die Imbergstraße weiter Richtung Staatsbrücke. Ich beobachtete die Szenerie und meinte zu Charly: „Schade, aber das wird nichts mehr, es wird schon zugesperrt!“ Der wiederum meinte nur kurz:“Lass mich mal machen“ und drängte sich an mir vorbei zur Tür des Lokals. Roland, der gerade wieder Richtung Tresen unterwegs war, hörte wie sich die Türe öffnete und drohte im Umdrehen:“Ich habe doch gerade gesagt, es ist schon geschlossen!“ Daraufhin erkannte er meinen Nachbarn und sagte:“Ach Charly, du bist es! Servus, herein mit dir, freut mich dich zu sehen“ und mit einem Blick auch zu mir ergänzte er: „Was wollt ihr trinken?“ Abgesehen von einem übrig gebliebenen Gast, der schon etwas zu tief ins Glas geschaut hatte, war auch nichts mehr los und ich dachte mir nur, da werden wir nicht sehr lange bleiben und sprach auch meine Bedenken aus. „Jetzt warte mal ab“ erwiderte Charly. Und tatsächlich füllte sich das Chez Roland nach einer halben Stunde mit allerlei Nachtschwärmern, die ebenfalls dem Lokalbesitzer zu Gesicht standen bzw. von ihm gekannt wurden. Diese Nachtschwärmer ließen quasi ihren Feierabend ausklingen und Charly war in seinem Element, da er die meisten kannte und höflich grüßte. Um 4.30 Uhr war dann für uns dort Schluss, denn wir wollten ja noch in die Schwarze Katze um die noch späteren Nachtschwärmer dort zu sehen.
© Hofajack 2019-11-13