Glastonbury ist ein kleines englisches Städtchen, in dem Mythen und Legenden wahr werden. Das Tal von Avalon ist aus der Legende von König Artus bekannt, deren Symbole und Überlieferungen überall zu finden sind. Glastonbury zelebriert seine Verbundenheit mit einer der ältesten und bekanntesten Sagen Englands. Ob eine Quelle, ein Turm oder die morgendlichen Nebel, die wie ein weicher Schleier um die Bäume liegt – hier wird ein Mythos wahr.
Ein wunderschön angelegter und gepflegter Garten umrahmt die Quelle Chalice Well. Mehrere tausend Jahre sprudelt das eisenhaltige Wasser aus der Quelle, das beim Artusbrunnen in Flaschen abgefüllt werden kann. Die eigentliche Quelle, ein druidisches Heiligtum, ist mittlerweile versiegt. Der große, hölzerne Deckel zeigt das uralte Symbol der Fischblase in tiefschwarzen, schmiedeeisernen Verzierungen. Beim Chalice Hill, der von bunten Blumen und Sträuchern bewachsen ist, soll der Sage nach der Heilige Gral verborgen sein. Kaum ein Ort strahlt derartige Ruhe und Frieden aus.
Frühmorgens legt sich der Nebel über die Landschaft und verzaubert sie in eine Sagenwelt. Nicht nur die Sonnenstrahlen werden in den unzähligen Wassertröpfchen des Nebels gebrochen und erzeugen dadurch ein Licht, das unter anderen Umständen nur in Märchenwelten zu finden wäre. Auch die Tiere wagen sich voll spielerischer Leichtigkeit hervor und genießen die Frische des Morgens, die Stille und die Harmonie.
Hasen hoppeln über die Wiese, während sie sich spielend austoben, Rehe spazieren durch das hohe Gras und knabbern genüsslich an Ästen von Bäumen.
All die Geheimnisse scheinen nur hinter einem zarten Schleier des Nebels verborgen zu sein. Man sagt dem Örtchen nach, es habe ganz spezielle Kräfte. Dies wird vor allem durch ein magisch-kosmisches Phänomen bewiesen. Auf der Spitze eines Hügels steht der Glastonbury Tor, in unserer Sprache würden wir ihn als Turm bezeichnen. Die letzten Reste eines Klosters ähneln aber tatsächlich einem Tor, da der Eindruck erweckende Turm zwei Durchgänge hat. Wenn man sich zur richtigen Zeit am richtigen Ort befindet – in diesem Falle: um die Sommersonnenwende – wird man Zeuge eines Phänomens. Der Winkel der Einstrahlung der aufgehenden Sonne ist zu diesem Zeitpunkt im Jahr wie bemessen jener, dass der Schatten des vorderen Tors dem hinteren exakt einen Lichtkranz beschert. Dies sei das Tor zur Anderswelt.
Von diesem Punkt aus hat man einen unbeschreiblich schönen Ausblick über die Landschaft Somersets und den Ursprung für Geschichten und Legenden.
© Viktoria T. Meindl 2021-07-07