Die Nixe Adhara im Attersee

MarcelTheAtterseePirate

von MarcelTheAtterseePirate

Story
Attersee

Es war einmal vor so langer Zeit, dass nur noch die Alten es von Erzählungen ihrer Großeltern kennen, da gab es im geheimnisvollen Attersee noch oft gar wundersame Dinge zu beobachten. Zu jener Zeit waren die Ufer des Sees noch dünn mit kleinen Bauernhöfen besiedelt.

Es waren schwere – einfache Zeiten. Die Menschen waren nicht nur darauf angewiesen, dass die Nachbarn in schwierigen Stunden halfen, sie baten auch um Beistand vom Himmel, wovon aus späterer Zeit noch viele Wegkreuze und Marterln zeugen. Nun ist der Herrgott zwar allmächtig, aber er schickt nicht immer gleich einen himmlischen Boten aus, wenn das Geld knapp wurde in einer Familie. Zumal zu vermuten ist, dass das Geld wohl eher eine Erfindung des Gottseibeimir ist. Zwischen den Beiden – einer in himmlischen Höhen, der Andere in finsteren Tiefen, da ist aber noch jede Menge Platz. Einen dieser himmlisch funkelnden, zugleich ewig dunklen Plätze, hat sich die Nixe Adhara auserkoren. Wobei, wenn ich es genau bedenke, so bestimmte ihr eher das Schicksal jenen Ort. Wie sie in den Attersee kam, davon erzählen nur noch Legenden, von denen ich später berichten werde, denn es ist länger her als Kaiser Karl im Untersberg schläft und wie Du weiĂźt, schläft der schon sehr lange dort.

Wenn nun die Not besonders groß war, in jenen, längst vergangenen Tagen, so gingen die Menschen zum Ufer des Attersees. Sie blickten wohl suchend umher, denn damals wusste man um dieses geheimnisvolle Wesen im Wasser. Wenn diese geplagten Seelen dem See von deren Not erzählen, so ergoss sich so manche Träne in den See. Schwere dunkle Tränen voll Kummer und Leid. Adhara lauschte versteckt und weil sie Mitleid mit den Menschen hatte, da tauchte sie hinab in die dunkle Tiefe. Von dort holte sie aus versteckten Höhlen und Spalten etwas von ihren Schätzen, um die seltenen Steine ans Ufer des Sees zu legen. Wenn die Notleidenden am kommenden Tag wieder ans Ufer des Sees zurückkamen, dann fanden sie die Kostbarkeiten und die schlimmste materielle Not ward gelindert.

Doch mit der Zeit zogen mehr und mehr Menschen an die Ufer des Sees. Die Dörfer wuchsen, neue Maschinen halfen bei der schweren Arbeit. Mit dem beginnenden Wohlstand kam der Neid und mit dem Neid hielten Streit und MaĂźlosigkeit Einzug. Gierig suchten jene, die ohnehin viel besaĂźen nach den Almosen, die fĂĽr die Ă„rmsten am Ufer von Adhara hinterlegt worden waren. Es ward nicht mehr genug was sie brachte und die Menschen neideten auch Adhara ihre Schätze und zĂĽrnten ihr. Traurig ob dieser Entwicklung ward Adhara nur noch selten in Ufernähe gesehen. SchlieĂźlich zog sie sich zurĂĽck, in ein einsames Tal. Dort, verborgen hinter dem Wasserfall wartet sie. Darum trägt auch der Wasserfall im WeiĂźenbachtal den Namen Nixenfall. Nur ganz selten schwimmt sie noch eine Runde im See, um Nachschau zu halten, ob die Zeit reif ist, dass es zurĂĽckzukehren lohnt – in ihren Attersee.

© MarcelTheAtterseePirate 2023-08-06

Genres
Science Fiction & Fantasy
Stimmung
Abenteuerlich, Hoffnungsvoll, Mysteriös, Adventurous, Inspiring
Hashtags