“Die Oma fliegt vom Hümme”

agnes thinschmidt

von agnes thinschmidt

Story

Es gärte schon längere Zeit ein heimlicher Wunsch in mir, einmal einen Tandemsprung zu riskieren. Das wusste natürlich auch meine komplette Familie. Zu meinem 60. Geburtstag, den wir alle im Dorfwirtshaus im Museumsdorf Mönchhof gefeiert hatten, wurde mir am Tablett ein Gutschein für einen Fallschirmsprung in Bad Vöslau überreicht. Ich freute mich damals zwar riesig, doch das mulmige Gefühl in meinem Magen konnte ich gut vertuschen. So! Jetzt ist es so weit, da musst du durch, du hast es dir ja immer gewünscht! Nächstes Jahr im Mai war es so weit. Eine gute Freundin hatte mir versprochen: “Ich springe mit Dir”. Beim ersten Versuch mussten wir wieder umkehren, denn das Wetter war zu schlecht, um überhaupt aufzusteigen. Na gut, dann kam der zweite Versuch, und da hat die Wettersituation einfach total gepasst und wir konnten es wagen, mit dem Flieger aufzusteigen und dann mit dem Fallschirm wieder auf die Erde zu gleiten. Friedas Verwandte und meine Familie war auch anwesend, um dem Spektakel beizuwohnen.

Natürlich waren wir beide aufgeregt und gespannt, wie alles ablaufen würde. Wir hatten uns auch für ein

Video, das eben während des Sprunges gemacht würde, entschieden. Unsere Herren stellten sich vor, wer mit wem den Tandemsprung absolvieren wird. Anzug und Helm übergaben sie uns dann und so gekleidet wurden wir “wie ein Paket” zusammengeschnürt mit unseren Herren, es konnte losgehen!

Der Kleinflieger stand ebenfalls bereit und wir gingen an Bord und stiegen in 4000 m Höhe auf. Das ging eigentlich verhältnismäßig schnell. Dann wurde die Luke geöffnet, zuerst sprang Frieda und dann ich mit dem jeweiligen “Chauffeur” hinaus. Dies ging so schnell, bevor wir denken konnten, waren wir schon draußen.

Die ersten zwei Minuten im freien Fall, ca. 200 Stundenkilometer waren irre! Das kommt dir natürlich noch viel länger vor. Wir fielen sozusagen in eine herrlich dicke “Daunendecke”, könnte man fast sagen. Und dann – es war ein berauschend herrlicher Moment – als dann die Landschaft unter unseren Füßen lag und eben der Fallschirm sich öffnete. Das Glücksgefühl, das in diesem Moment durch deinen Körper strömt, ist bzw. war gewaltig. Jetzt kann uns nichts mehr passieren, wir genossen diesen Augenblick sehr. Das konnten wir nun natürlich, es war gigantisch, so leicht über die Landschaft zu schweben. Uns wurde selbstverständlich vorher erklärt, wie wir uns beim Aufkommen verhalten sollten, Füße gerade ausstrecken und so war es dann auch. Ganz sanft auf dem Körper meines “Chauffeurs” bin ich wieder gelandet am Boden. Und vorher, dies berichtete mir meine Familie, meinte mein Enkerl, der ebenfalls unten gewartet hatte: “Die Oma fällt vom Hümmö”.

Natürlich sind wir dann zusammengesessen und haben unseren gelungenen Absprung gefeiert.

Mit einem Ballon bin ich schon gefahren, mit Klein- und normalem Flugzeug sowieso, jetzt fehlt eigentlich nur noch der Segelflug! Doch mit dem Älterwerden wird die Chance natürlich geringer!

© agnes thinschmidt 2021-08-05

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