von EimaligE
Wer heiratet schon an einem Freitag? Der Bruder meines Schatzes und seine Zukünftige tun es auf jeden Fall. Es ist besagter Freitag. Was heißt das für mich. Ein bisschen arbeiten und dann noch das Geschenk in Form bringen. Sie wollen eh nur Geld, aber das nur in einem Kuvert schaut lieblos aus.
Zuerst also mal die Geldscheine zusammensammeln, Schatz hat natürlich keine passenden und ich auch nicht. Wir hätten uns vorher absprechen sollen. Gut wir müssen noch zu einem Bankomat. Irgendwo sind doch noch so Bastelsachen gewesen, aber ich finde sie natürlich nicht. Also was macht die kreative Frau, richtig, einkaufen gehen.
Wir teilen uns also auf, einer Bankomat und eine zum Büroartikelladen. Es ist Hochzeitshochsaison und ich verlasse mich auf das Angebot des Spezialisten. Irgend eine Schachtel mit Herzen wird es dort sicher geben. Schleife drauf und fertig. Am Weg hin ist kein Stau, alle Ampeln grün und ein Parkplatz direkt vor der Tür. Die Uhr sagt mir ich bin im Zeitplan und kann mich zu Hause noch gebührlich stylen. Ich parke das Auto, schnappe meine Handtasche, steige aus dem Auto und schreite motiviert Richtung Eingang.
Ich will durch die Tür in den Laden, diese ist jedoch von der Verkäuferin blockiert. Sie schaut mich an und sagt:“Brauchen´s a Katzerl?“. Ich bleibe erstarrt stehen und schüttle nur den Kopf. Mein Herz krampft! Sie setzt fort: „Des rennt scho´ die ganze Woche am Parkplatz herum, jetzt kommts ins Tierheim bevor´s zamgfiat wird.“ – Bei mir setzt Schnappatmung ein. Ich schüttle noch immer den Kopf, wortlos.
Ein leiser Gong meldet eine Kundin, die an der Kasse zahlen will. Die Verkäuferin drückt mir die Katze in die Hand. „I muaß kassiern“. Atemstillstand. Ihre Augen treffen meine, das babyhafte Blau beginnt bereits etwas ins Bernstein umzuschlagen. Also dürfte sie so 12 Wochen alt sein. Das Fell ist von Flöhen durchsetzt, weiß mit ein paar schwarzen Flecken, kurzhaar. Sie hat sicher Würmen und riecht nach Durchfall.
Ich halte sie und schaue nur in diese Augen – große offene Kinderaugen. Ohne jede Angst erwidert sie den Blick, schmust sich in meine Hand. Sie ist so klein und unterernährt, dass ich sie leicht mit nur einer halten kann.
Ich brauche keine Katze, ich habe schon eine und einen Hund! Mein Partner ist mit den beiden schon genug gefordert. (Endlich hat mein Hirn wieder zu arbeiten begonnen.) Ich überlege wie ich jetzt das Geldgeschenk verpacken soll, versuche durch die Scheibe in das Geschäft zu sehen ob die Verkäuferin mit Kassieren fertig ist und wo die Geschenkschachteln sind. Und es passiert – die Katze schnurrt.
Als die Verkäuferin wieder aus dem Geschäft kommt, verlange ich nach einer Schachtel. Mein Schatz erhielt diese mit den Worten: „Das gab´s heute günstig bei Pagro, ich hoffe das passt.“ überreicht.
Das Hochzeitsgeschenk wurde lieblos in ein Kuvert gesteckt, gestylte habe ich mich auch nicht. Ich musste am Heimweg ja noch beim Tierarzt reinhüpfen wegen der Würmer und dem Durchfall.
© EimaligE 2020-08-06