Die psychische Belastung beim Bewerben

Leila

von Leila

Story
2018 – 2020

Kurz nach meinem Studium war ich sehr ehrgeizig und sehr motiviert. Ich habe mich für viele Stellen beworben und gedacht, dass ich recht rasch am Arbeitsmarkt Fuß fassen kann.

Jede Woche habe ich mich in enge elegante Hosen und das perfekte Outfit fürs Vorstellungsgespräch gequetscht, viel geübt, mich extrem darauf fokussiert und vorbereitet. Ich habe viele Kurse in Richtung Bewerbungscoaching besucht, viel Literatur dazu gelesen, was man tut in seiner Bewerbung und was nicht.

Viele Gedanken habe ich mir gemacht. Alles getan, um perfekt auszusehen, perfekte Zähne, perfektes Lächeln, elegante Kleidung, schön lächeln, perfekte Ausstrahlung und bloß nicht mit irgendeiner Faser meines Körpers Unsicherheit vermitteln oder ausstrahlen!

Nein, das wollen die nicht! Die wollen Menschen, die von sich überzeugt sind und auf keinen Fall schüchterne Mäuschen, die nicht mal dem Druck eines Vorstellungsgesprächs standhalten können. Dachte ich damals zumindest und ich habe mich definitiv eher wie das schüchterne, unscheinbare Mäuschen gefühlt.

Viel Mühe und psychische Anstrengung habe ich in jede Bewerbung investiert. Und alles nur um am Ende eine Email mit ungefähr folgendem Inhalt zu erhalten: „Sehr geehrte Frau XX….Leider haben am Ende andere Bewerber besser zum gesuchten Profil gepasst. Bitte sehen Sie das auf keinen Fall als Abwertung Ihrer Qualifikationen. Wir wünschen Ihnen weiterhin viel Glück für Ihre berufliche Zukunft!“

Irgendwann fragt man sich nach 6 Monaten schon, woran es liegt, dass man nie zu einer Stelle passt. Man ist entweder überqualifiziert oder unterqualifiziert, das eigene Profil als Bewerber ist immer wie ein Kleid, das entweder zu eng oder zu weit ist! Daher gibt es kaum Käufer, die das Kleid ideal oder passend finden. Irgendwas stimmt immer nicht, es passt einfach nie so richitg perfekt!

Ich finde es schade, dass man sich mit der Zeit selbst immer mehr hinterfragt und allmählich das Selbstbewusstsein und die Freude am Bewerben verliert. Man kommt dann einfach an einen Punkt, wo man das Gefühl hat, dass die viele Mühe einfach umsonst war.

Aber man kann es auch positiv sehen, da man immer auch etwas Neues dazu lernt. Und es hat nichts mit einem persönlich zu tun, die Firmen meinen das auch gar nicht böse, sie müssen sich einfach für einen von vielen Bewerbern entscheiden.

Die psychische Belastung kann mit der Zeit sehr groß werden. Mittlerweile habe ich allerdings gelernt, mich viel weniger zu verstellen in Vorstellungsgesprächen. Man möchte ja auch sein wahres Ich zeigen. Und das funktioniert am besten!!

© Leila 2020-04-16

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