Die Puch-Maxi-Ausfahrt

And1

von And1

Story

Seit Jahren bin ich ein begeisterter Puch-Maxi-Fahrer. Das kleine Moped ist ein heißer Ofen. Ungefähr so alt wie ich und herrlich unkompliziert. Einwintern, auswintern, starten und los geht‘s!

Auf dem Moped sitze ich äußerst komfortabel. Man fühlt sich wie ein Harley-Fahrer. Mit dem kleinen Flitzer hatte ich schon tolle Ausfahrten und Erlebnisse. Geschwindigkeit ist nicht alles – das Lebensgefühl hingegen sehr viel.

Eines Tages startete ich die Puch Maxi und machte mich auf den Weg zur Arbeit. Dabei genoss ich die Langsamkeit und kurvte in Richtung Ortszentrum von Kirchdorf in Tirol. Von Weitem sah ich, dass die Polizei vor dem Kreisverkehr positioniert war. Die Polizeibeamten sicherten für die Kinder den Weg zur Schule.

Genau als ich zur Einfahrt in den Kreisverkehr kam, wollte ein Junge die Straße queren. Unter Aufsicht der Exekutive bremste ich beherzt und grüßte alle freundlich. Vorbildlich sollte diese Situation vorübergehen. Mit der Polizei ist es irgendwie so wie mit dem Arzt. Allein durch ihre Anwesenheit bin ich leicht nervös.

Der Bursche wechselte zackig die Straßenseite und ich fuhr langsam wieder an. Die Fahrt konnte weitergehen.

Nach der Ortstafel von Kirchdorf in Richtung St. Johann in Tirol wurde mir heiß und kalt. Der Grund war, dass mir einfiel, dass ich das Kennzeichen nicht an der Puch angebracht hatte. Am Tag vorher war ich mit meinem zweiten Vehikel, der Vespa, unterwegs gewesen. Um Versicherungskosten zu sparen, sind die Fahrzeuge mit einem Wechselkennzeichen angemeldet. Man kann sowieso nicht mit beiden gleichzeitig fahren, daher ergibt dies Sinn.

Ich fuhr rechts ran. Mein nächster Gedanke galt der Polizei. Bin ich doch so ungeniert vorbeigefahren und habe auch noch überschwänglich gewunken. Ein paar Augenblicke später sah ich auch schon das Einsatzfahrzeug auf mich zukommen.

Sie hielten an. „Warum haben Sie kein Kennzeichen? Papiere, bitte!“, begrüßte mich der Exekutivbeamte. Ich konnte die Situation schlüssig schildern und meine Fahrzeugpapiere, die ich mitführte, untermauerten meine Geschichte.

Die Beamten waren sichtlich erheitert. Sie hatten sich sehr gewundert, dass ich so unverblümt und freundlich winkend, ohne Mopedkennzeichen, an ihnen vorbeigefahren war. Sie schätzten auch meine vorbildliche Reaktion, als ich den Buben die Straße queren ließ.

Die Polizisten ließen von mir ab und wünschten mir eine gute Fahrt. Die Situation hilft mir jetzt dabei, das Kennzeichen noch vor Fahrtantritt zu prüfen.

© And1 2021-01-02

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