Die Rache der schwarzen Spinne.

Angela Buchegger

von Angela Buchegger

Story

Eigentlich wollte ich an diesem Tag ja gar nicht aus dem Haus. Die ganze Gegend ist von einer Kältewelle fest im Griff. Zehn Grad Minus zeigt das Thermometer. Und noch dazu rollt soeben die Omikronwelle über unser Land. Die Pandemie will uns noch weiterhin in Zaum halten. Trotz allem scheint die Sonne aus einem strahlend blauen Himmel. Sehr einladend, mal einen kurzen Ausflug zu meiner Kräuterhütte zu unternehmen.

Rasch packe ich einige Bilder in die riesige Papiertasche. Sowie auch einen Hammer, womit ich die Nägel einschlagen kann und los geht’s, gut eingemummt, mit dicken Winterstiefeln in Richtung meiner kleinen Waldhütte. Mein Ziel ist es, dort die Bildergalerie zu vervollständigen. Im Kräutergarten ist es sowieso öd und kahl. Meine Pflanzen brauchen ihre Winterruhe. Obwohl mir das Herz weh tut, wenn ich sehe, wie traurig sie in der Kälte hängen. Sie sehnen sich genauso wie ich nach Wärme.

Also das Vorhaben, meine Bilder zu platzieren, ist dann auch bald erledigt und gelungen. Natürlich sehe ich mich ein wenig im Raum um, schaffe Ordnung und schreibe auch ein paar Zeilen ins Hüttentagebuch. Das gehört schon zu meiner Routine. An diesem Tag zum ersten Mal im neuen Jahr.

Es ist klirrend kalt. Ganz unwirtlich präsentiert sich mein kleines Refugium. Gar nicht einladend, länger zu verweilen. Deshalb ziehe ich es lieber vor, so rasch wie möglich in das warme Haus zurückzukehren.

Doch bevor ich den Raum verlasse, entdecke ich in der hintersten Ecke ein riesengroßes Spinnennetz. Und zwar so eines, in seiner schönsten Vollendung: „Das muss der hygienischen Perfektion halber unbedingt weg”, denke ich mir und steige gleich auf die Bank, um dieses zarte Etwas mit einem Papiertaschentuch wegzuwischen. Leider ungeschickt angegangen. Ich strauchle und schon ist mein Knie verdreht. Ein höllischer Schmerz breitet sich in meinem rechten Bein aus. Es bleibt mir nichts anderes übrig, als erst einmal sitzenzubleiben und auszuharren, bis dieser heftige Schmerz ein wenig nachlässt. Zum Glück hält mein Knie danach der Belastung stand, damit ich aus eigenen Kräften ins Haus zurückzukehren vermag.

Einige Stunden danach finde ich mich in der chirurgischen Ambulanz unseres Krankenhauses wieder. Der nette Arzt untersucht mein Knie gründlich. Er zehrt und dehnt und drückt. Schlussendlich sticht er mit der langen Injektionsnadel mitten in das Gelenk und zieht eine blutige Flüssigkeit heraus. Ein wenig bessern sich die Schmerzen gleich darauf. Doch erst am Morgen des darauffolgenden Tages ist mein Knie wieder einsatzbereit. Also dieser Doktor hatte heilende Hände. Doch so schnell könnte es gehen und man ist außer Gefecht gesetzt. Ich bin mir jedenfalls ganz sicher: „Mein Unfall war die Rache der schwarzen Spinne, deren Wohnung ich mit einem Wischer zerstörte.“

© Angela Buchegger 2022-01-14

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