Die Reise wie im Film

And1

von And1

Story

2003 war unser Maturajahr. Die schriftlichen und mündlichen Prüfungen der fünfjährigen Tourismusschule standen an. Das Geforderte schaffte ich mit Bravour. So war ich frei. Tatsächlich fühlte man sich nach der Matura unglaublich erleichtert, wenngleich auch etwas verloren in der Welt.

Jedenfalls stand ein toller Sommer bevor, denn der Antritt zum Staatsdienst beim Bundesheer war erst im Herbst fällig. Dazwischen lagen ein paar vielversprechende Monate … und die Abschlussreise nach der Reifeprüfung!

Über fünf Jahre hat sich der Mythos rund um diese Maturareise aufgebaut. Die Vorfreude war dementsprechend groß. Wir, zwei Abschlussklassen der HBLA für Tourismus, flogen nach Gran Canaria, um zehn Tage in zehn Bungalows einer Ferienanlage am weißen Strand von Maspalomas zu verbringen.

Rund 60 feierwütige Maturanten stürmten das All-inclusive-Resort. Es war laut, ausfallend und überschwänglich. In der Anlage urlaubten auch ein paar Familien. Dass diese Kombination nicht gut funktionieren konnte, war mir eigentlich gleich klar. Durch uns war den ganzen Tag Trubel und sogar in der Nacht wurde schreiend der Pool erobert. Bildhaft gesprochen stand hier eine johlende Meute den Familienurlaubern gegenüber. Die darauffolgenden Beschwerden bei der Rezeption bestätigten meine starke Vermutung. Wir arrangierten uns bestmöglich.

Nach der ersten Nacht im Hotel stand fest, dass es noch ein zusätzliches Problem gab. Dafür konnten wir allerdings nichts. Eine Völkerwanderung der besonderen Art machte uns zu schaffen. Man hörte krabbelnde Tiere auf dem Fliesenboden und an den Wänden. Den einen oder anderen Plagegeist hätten wir gut verkraftet, aber es waren mehr … viel mehr.

Das große Krabbeln … Es waren überall riesige Kakerlaken. Sie wanderten von Bungalow zu Bungalow und von Raum zu Raum. Manchmal ließen sie sich auch, wie Fallschirmspringer, von Zimmerdecken fallen.

Wenn man am Abend auf dem gepflasterten Steg durch die Anlage ging, trat man ständig auf das Ungeziefer. Dass ich barfuß unterwegs war, passierte mir nur einmal. Eine Schabe mit den bloßen Füßen zu zerquetschen ist ekelhaft.

Es war eine Plage und wir befanden uns mittendrin. Irgendwie kam uns diese Form der schlechten Urlaubserfahrung auch bekannt vor.

In der schwarzen Komödie „Poppitz“ mit Roland Düringer, die ein Jahr vorher im Kino zu sehen war, gab es auch ein Kakerlakenproblem. Der Film wurde in Gran Canaria gedreht.

Und was sich dann herausstellte … Das Hotel war der Schauplatz der Dreharbeiten. Die Schaben waren mit dem Ende der Filmproduktion wohl nicht abgereist und hatten auf unbestimmte Zeit verlängert.

Heute muss ich noch lachen, wenn ich den Film sehe und frage mich: Konnte das Hotel die Plage überwinden?

© And1 2020-12-03

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