An einem Nachmittag Anfang März wollte ich C. anrufen, um ihm zu seinem Geburtstag alles Gute zu wĂĽnschen. Als er sich meldete, hatte ich den Eindruck, mein Anruf wĂĽrde gerade ungelegen kommen und fragte, wo ich ihn den stören wĂĽrde. Seine Antwort war „GroĂźglockner“. C. war niemand, dem ich zugetraut hätte, zu diesem Zeitpunkt mit Tourenschi Ă–sterreichs höchsten Berg bestiegen zu haben. Aber andererseits war C. ranghoher Polizeioffizier und die Anreise mittels Hubschrauber war nicht gänzlich auszuschlieĂźen. Aber C. erklärte sich sofort: „Gasthaus zum …“.
In Klagenfurt gibt es seit 1882 das „Gasthaus zum GroĂźglockner“. Kaum jemand kennt es unter diesem Namen. Seit ewig und zwei Jahren ist es unter dem Namen „Der Pumpe“ bekannt. Das hat nichts mit der Gerätschaft zu tun, die FlĂĽssiges oder Rieselfreudiges von A nach B transportiert, sondern mit der Bereitschaft frĂĽherer Wirte, seinen Gästen auch manchmal den Preis eines Bieres (oder mehrerer) „aufzuschreiben“, d.h. zu „pumpen“.
Ich erinnere mich an meine Bundesheer-Zeit, wo wir schon viel Zeit dort verbracht und oft preiswert gegessen haben.
Der Pumpe liegt in unmittelbarer Nähe zum Markt, ist eine Institution am Ort und bekannt für sein Gulasch und die Qualität seines Bieres, bei den dort umgesetzten Mengen demnach immer frisch und gut gekühlt. An Markttagen ist das Lokal stark von Marktfahrern und Marktbesuchern frequentiert. Und es gibt Gäste, die dort sicher mehr Zeit verbringen als in den eigenen vier Wänden oder bei der Familie.
Ebenso eine Institution dort war eine Kellnerin namens Ria. Sie fĂĽhrte ein strenges Regiment und hat dort noch gearbeitet, als sie schon fast achtzig war. Als Frau durfte man bei ihr ein kleines Bier bestellen, wenn das allerdings ein Mann versucht hat, wurde er mit „wart bis’d an Durscht hast“ in die Schranken verwiesen und fĂĽrderhin ignoriert.
Von Ria irgendwann zurechtgewiesen worden zu sein war gewissermaßen ein Adelstitel. Als Stammgast akzeptiert war man, wenn sie einem das Bier serviert hat, ohne dass man es vorher bestellen musste. Und das jeweils nächste, wenn das vorherige schon zu leer tendiert hat.
Eines Tages war ich fĂĽr das Unternehmen, fĂĽr das ich damals in Wien gearbeitet habe, vor Ort und bin mit der männlichen Belegschaft nach Dienstschluss zum Pumpe auf ein Bier gegangen. Wir waren zu sechst und fanden ĂĽberraschend gleich einen Tisch. Ria kam, zählte und sprach: „eins, zwei, drei, vier, fĂĽnf Bier und fĂĽr den Buben einen Apfelsaft.“ Der „Bub“ war damals achtundzwanzig und von Ria als Antialkoholiker akzeptiert.
© Walter Lepuschitz 2020-08-05