von Miriam Weinert
Ein wirklich fettes Insekt prallte mir bei meiner Radtour zum Supermarkt gegen die Stirn. Meine Stirn hoch und weit, wirkt auf diese Viecher offenbar unsichtbar, da mir das oft passiert. Es schmerzte sogar kurz und ich hatte das Gefühl es müsste als Kurzzeitandenken sogar ein roter Fleck, wenn nicht gar gleich eine Beule zurückbleiben. Glücklicherweise ist das nie der Fall.
Wenn mir die Insektenvielfalt nicht gerade gegen das Hirn knallt, fliegt der Rest in meine Augen. Nach dem Ersten, das ich während der Fahrt noch nach ungeahnter Anstrengung, heraus wischen kann, folgt meist schon das Nächste Tierchen. So, als würde das erste nur Platz für das Kommende machen. Und ja, ich versuchte es bereits mit einer Sonnenbrille, aber die Schlupffluglöcher sind seitlich einfach zu groß, sodass ich trotzdem nach jedem Spaziergang oder einer Radfahrt erstmal die Mehrfüssler raus angeln muss. Blinzeln ist verboten, da sich das Vieh dann über die Pupille hin und her schiebt, womöglich noch Leichensäfte ausscheidet und mir so ins Aug pieselt.
Artenvielfalt und Insektensterben, am Arsch. Durch meine Küche schlängelt sich seit ein paar Tagen eine Ameisenstraße, die offenbar hier ein Paradies entdeckt haben! Und letzte Nacht haben mein Mann und ich in einer waghalsigen Aktion ein Wespennest von der Innenseite der Markise entfernt und nach Hellbrunn zwangsumgesiedelt. Eine riesige Köcherfliege glaubte letztens einen Unterschlupf zwischen meinem Nacken und dem Blusenkragen gefunden zu haben. Zuerst nahm ich an es handle sich um einen großen Fussel, dass mich kitzelte, als ich es besah, erschrak ich, und schleuderte es weit weg, aber da hatte ich schon gelbe Fingerkuppen von deren Inhalt. Mich schüttelte es vor Ekel durch.
Meine Freude vom Frühling klingt nicht so frohlockend wie in den Frühlingsgedichten von Möhricke und Co. Die Wahrheit ist, der Frühling ist die Zeit der grausigen Krabbeltiere und ich gehöre nicht zum Fanclub, Tierschutz hin oder her.
Nach den ersten beiden sommerlichen Tagen Anfang Mai, werde ich wohl die Skibrille zum Radfahren nützen, vielleicht kann ich mich so mit dem Frühling anfreunden.
© Miriam Weinert 2023-03-27