Die Sache mit dem Hammer [CORONA edition]

richipitchi92

von richipitchi92

Story

Ein Mann möchte ein Bild aufhängen.

Den Nagel hat er, nicht aber den Hammer.

Da kommt ihm der Gedanke, er könnte doch einen beim Nachbarn ausleihen.

Das wäre die Chance für seinen Nachbarn durch eine gute Tat ein guter Mensch zu werden.

Sicher würde der Nachbar ihm gerne mit dem Hammer aushelfen.

Aber da überkommen den guten Mann Zweifel.

Was ist, wenn der Nachbar mit Corona infiziert ist und den Hammer angefasst oder gar

angeniest hat?

Was wäre, wenn sich die Aerosole aus oberen Luftschichten auf den Hammer

abgesetzt hätten?

Was wäre, wenn er den Hammer mit Handschuhen anfasst?

Er hat keine Handschuhe.

Was wäre, wenn das Virus doch länger auf Oberflächen überlebte und die Wissenschaft

sich geirrt hatte?

In der Panik, vor lauter fürchterlichen Dingen, die passieren könnten,

stößt der gute

Mann die Haustür hinter sich zu und atmet draußen mit einer Packung Marlboro tief durch.

Wieder beruhigt klopft er beim Nachbarn, denn wer weiß, wer vorher alles schon auf die Idee

gekommen war, die Klingel mit bloßen Fingern anzufassen.

„Lieber Herr Nachbar, ich wollte ein Bild aufhängen, aber ich habe keinen Hammer.

Ich dachte, vielleicht haben Sie einen Hammer.

Und dann dachte ich, ich könnte hier mit Corona infiziert werden. Ich bekam Todesangst.“

Der Nachbar antwortet entspannt:

„In der Ruhe liegt die Kraft, kommen Sie doch erst mal rein.

Es gibt Karottenkuchen. Stellen Sie sich nur vor, Sie würden aus irgendeinem Grund sterben,

aber hätten diesen leckeren Kuchen versäumt! Das Bild können Sie später auch noch aufhängen.“

Der Nachbar ergänzt:

„Sie machen ja einen ähnlich paranoiden Eindruck, wie der Dachs in Kafkas Geschichte ‚Der Bau‘.

Natürlich kann das Virus töten, aber es gilt viele Faktoren und Bedingungen zu bedenken, die dafür

erfüllt sein müssen. Die wohl wichtigste Bedingung für den Tod ist übrigens, dass Sie vorher

überhaupt gelebt haben. Außerdem rate ich, Argumente auf ihre Logik zu überprüfen.

Manchmal täuschen emotionalisierte Dramatisierungen über die Logik hinweg.

Man kann rational(docere) oder emotional(movere) überzeugt werden.

‚Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht.‘, dieses Sprichwort wurde auf die WHO angewendet,

wobei die WHO in der Vergangenheit schon unnötig Stress über Schweine- und Vogelgrippe verbreitet

hätte. Ob sie vorsätzlich gelogen hat, ist wohl eine Mutmaßung.

Nachher mögen viel weniger Fälle bekannt geworden sein, aber sie können sich auch geirrt haben.

Ich könnte Ihnen auch einfach unterstellen, dass Sie mich nicht als Menschen wertschätzen, sondern

bloß als Hammerausleiher ausnutzen wollen.

Und selbst wenn einer einmal lügt, heißt das nicht, dass er sich nicht geändert haben kann.

Ich rate zu Ruhe!

Ruhig und langsam die Dinge anzugehen, ruhig zu lesen, zu überlegen, statt direkt los zu

reagieren.

Schmeckt Ihnen der Kuchen nicht oder warum haben Sie ihn noch nicht angerührt?“

© richipitchi92 2022-01-23

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