Die Sackkarre als Haribo Taxi

Franzi Langer

von Franzi Langer

Story

Wir waren auf dem 50. Geburtstag meines Freundes Claus eingeladen. Ihr müsst wissen, Claus ist ein toller Mensch. Was Claus allerdings sehr gerne macht, ist seine Mitmenschen bei vollem Bewusstsein zu verarschen. Da hat er total das Talent für und die Menschen bekommen das auch gar nicht mit. Ich glaube, sie denken, er ist so. Er ist ja auch so, nur ich könnte das nicht so genial rüberbringen wie er. Ich würde vor Lachen sofort auffliegen. Claus kann das, und zwar richtig gut. Wer so oft Leute auf den Arm nimmt, der muss auch damit rechnen, dass er selbst auch mal an der Reihe ist. Da kam uns sein 50. Geburtstag wie gerufen. In der Einladung stand nichts davon, dass keine Spiele gewünscht wären. Das war unsere Chance. Wir hatten die einmalige Gelegenheit, uns so richtig auszutoben. Das Internet erschlägt einen ja förmlich mit Geburtstagsspielen. Jedoch hat es nicht lange gedauert und ich hatte mich sofort für eine Sache entschieden. Claus liebt Haribo. Das war in dem Fall mein gefundenes Fressen für ihn. Bei Gelegenheit google das Spiel mal. Du lachst dich schon beim Lesen schlapp! Notwendig war unter anderem ein Karton, der so groß war, dass er in kein Auto passte. Darin befand sich allerdings, anders als man erwartet, nur eine ganz normale Packung Haribo. Dazu gab es ein Gedicht, welches das Geburtstagskind vorgelesen bekam. Es war die Beschreibung eines Haribo, jedoch so verpackt, dass man einfach nicht darauf kommen würde. Was für uns allerdings viel interessanter war, dass Claus´ Patensohn nicht bei der Feier dabei sein konnte. Warum? Seine ganze Familie war da, nur der Patensohn fehlte. Da kam uns die grandiose Idee, wir könnten doch einfach so tun, als wäre er jetzt die Geburtstagsüberraschung in dem Karton. Wir tun einfach so, als würde er dann als Stargast des Abends da rausspringen. Meine Freundin Birgit (Ehefrau von Claus) holte mich von der Arbeit ab, die ungefähr zwanzig Fußminuten vom Geburtstagskind entfernt lag. Da der Karton so überdimensional groß war, fuhren wir ihn mit der Sackkarre zu Fuß zu ihm nach Hause. Obwohl dort ja in Wirklichkeit nur ein Päckchen Haribo drin war, gestaltete sich das Spektakel als echte Herausforderung, da der Karton extrem unhandlich war. Auf dem Weg dorthin haben wir nebenbei noch telefoniert, dass wir gleich jede Menge starke Männer bräuchten, um den Karton mit dem vermeintlichen Patensohn drin, nach oben zu schleppen. Uns da schon schlapp lachend, kamen wir also endlich bei ihm an und er sah uns schon vom Balkon. Er war sich seiner Sache todsicher, da sei sein Patensohn drin. Alle starken Hände packten den Karton mit an. Um glaubwürdig zu klingen, verbreiteten wir jetzt noch richtig Panik und riefen laut: Schnell, bitte wir brauchen noch mehr helfende Hände, jetzt kommt doch bitte mal noch jemand, um mit anzupacken. Mensch Leute, der Karton droht gleich zu kippen. Alle stöhnten und manche riefen auch laut: Oh verdammt mein Rücken, ich glaube, ich kann das nicht mehr halten. Jeder schrie etwas anderes, der eine hatte Rücken, der andere Knie, der nächste konnte seinen Nacken nicht mehr gerade halten. Claus schaute entsetzt ins Treppenhaus, jetzt machte sich auch in seinem Gesicht Panik breit. Er sah inzwischen sehr besorgt aus. Zwanzig Minuten später hatten wir es geschafft, stellten den Karton auf dem Tisch ab. Ich las das Gedicht vor, Claus durfte den Karton öffnen. Seine Blicke unbezahlbar! Ein Geburtstags-Lachflash der Extraklasse folgte.

© Franzi Langer 2024-01-11

Genres
Humor& Satire