Die Sanddünen von Leba

Heinz-Dieter Brandt

von Heinz-Dieter Brandt

Story

Nirgendwo ist der Sand feiner als in Leba. Nicht die unendliche Weite der Ostsee, nicht die vielen bunten Muscheln oder die ausgelassene Urlaubsstimmung in dem kleinen Fischerdorf, das 1357 das Stadtrecht erhielt, beeindrucken hier nachhaltig, nein, es ist der Sand, der wie feiner, goldener Mehlstaub durch die Finger rieselt.

Sand war und ist für Leba seit jeher wichtig. Im 16. Jahrhundert mussten die Bewohner der ursprünglichen Siedlung dem Sand weichen und ihren Wohnort um vier Kilometer nach Osten verlegen. Im Laufe der Zeit wurde die alte Siedlung unter den Sandmassen begraben. Heute erinnert nur noch die im Sand versunkene Ruine einer gotischen Kirche an den einstigen Standort von Leba.

Im 11. Jahrhundert befand sich an der Mündung der Leba oder Lebemünde eine Fischersiedlung der slawischen Pomoranen. Lebe oder Leve bedeutet in der wendischen Sprache Wald. Die Siedlung lag damals etwa zwei Kilometer westlich der heutigen Flussmündung. Die erste urkundliche Erwähnung der Siedlung Lebamünde stammt aus dem Jahr 1282. Im Laufe der Zeit änderte sich der Ortsname mehrfach. Auf dem Abdruck des Stadtsiegels von 1440 steht Lebemunde. Im 16. Jahrhundert setzte sich der Ortsname Leba durch.

Bei Łeba befinden sich ausgedehnte Wanderdünen (Góry Białe), die an der Lontzkedüne, 9 km westlich von Leba auf einer schmalen Nehrung zwischen Lebasee und Ostsee gelegen, eine Höhe von 42 m erreichen. Westlich des Lebasees erheben sich die sogenannten Kleinen Wollsäcke, mit bis zu 56 m Höhe die höchsten Dünen Hinterpommerns. Östlich des Lebasees befinden sich die Großen Wollsäcke, bis zu 45 m hohe Dünen mit einer 23 m hohen Bake.

Neben den beliebten Stränden und dem kleinen Hafen, wo jeden Morgen fangfrischer Fisch direkt vom Kutter verkauft wird, sind die ausgedehnten Wanderdünen zweifellos die größte Attraktion der Region. Sie gehören zum 1967 gegründeten Slowinzischen Nationalpark (Słowiński Park Narodowy) und sind zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem Pferdewagen durch einen langgezogenen Kiefernwald zu erreichen. Die ausgedehnten Sanddünen erinnern an eine Wüste. Sie sind in ständiger Bewegung und wandern neun bis zehn Meter pro Jahr. Hier und da ragen noch traurig anmutende Baumstümpfe abgestorbener Wälder aus ihnen hervor.

Der Legende nach soll der deutsche Generalfeldmarschall Erwin Rommel im Zweiten Weltkrieg in den Wanderdünen von Slowinz die Soldaten des Afrikakorps auf ihren Einsatz in der Sahara vorbereitet haben. Mit historischen Fakten hat die Legende wenig zu tun, dennoch sind die Überreste der deutschen Befestigungsanlage weit verstreut. Kaum zu glauben, dass das 18.000 Hektar große Parkgelände einst eine Bucht war. Die durch Nehrungen vom Meer abgetrennten Küstenseen Lebsko und Gardno erinnern noch heute daran.

Der Nationalpark ist ein Refugium für viele geschützte Pflanzen- und Vogelarten und wurde 1977 in die Liste der UNESCO-Biosphärenreservate aufgenommen.

© Heinz-Dieter Brandt 2023-07-25

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