Die Sauna Geschichte

Die Welt des Online-Datings schläft nie. So begegnete ich eines Tages einem Mann, der das Konzept von „sich frisch machen vor dem Date“ wohl etwas zu wörtlich nahm. Er tauchte vollkommen verschwitzt im Café auf und erklärte mir, er sei direkt von der Sauna gekommen. So weit, so gut. Die Dusche gegen die Sauna zu tauschen, ist mir zwar völlig neu. Jedoch sollen wir ja nicht mehr so schnell urteilen. Doch die gute Story kommt erst. Nachdem er sich mir vorgestellt hatte, nahm er ganz dicht neben mir Platz. Ich mein, es ist sicher förderlich bei einer Konversation nicht 5 Meter voneinander entfernt zu sein. Doch zwischen uns passte gerade noch so meine kleine Tasche. Also eine Tasche im Miniformat und keine, mit der man einen Mann durchaus erschlagen könnte. Jeder Satz, den er von sich gab, wurde von einem Schweißtropfen begleitet, der sich unermüdlich von seiner Stirn auf das Sofa platzierte. Doch das war noch nicht alles. In einem epischen Manöver fand einer dieser Tropfen sogar den Weg in meinen Latte Macchiato mit Hafermilch. Ich sah dem Tropfen gefühlt in Zeitlupe zu, wie er sich den Weg in mein Glas erhaschte. Und der Tropfen hat es geschafft. Da war der Durst auf einen Schluck Kaffee abrupt vorbei, während ich versuchte, meine Mimik zu wahren.

Der Höhepunkt des schweißtreibenden Nachmittags ist noch nicht erreicht. Nach dem Vorfall mit meinem Kaffee, glaubte ich nicht daran, dass es noch skurriler werden könnte. Nachdem ich mich kurz weggedreht hatte, um nicht jeden Moment aufgrund seines nassen Anblickes zu lachen, wanderte seine Hand auf unerklärliche Weise in Richtung meines Schoßes. Ein feuchtes Abenteuer, das ich nicht geplant hatte und definitiv nicht in meinem „Wie stelle ich mir ein gelungenes Date vor?“-Handbuch stand.

Mit einem inneren Aufschrei der Verblüffung und einem äußeren „Was zum …?“ beendete ich dieses Date, schnappte mir meine Tasche und entschied, dass selbst die charmanteste Saunageschichte nicht über mangelnde Manieren und mangelnden Anstand hinwegtäuschen konnte.

Adieu, du in schweißgebadeter Mann ohne Klasse. Eine Tropfen-in-den-Latte-Macchiato-Grenzerfahrung reicht mir für diesen Monat. Manchmal, so lernte ich an diesem Tag, sind einige Dinge besser trocken. Wie mein Sinn für Humor und meine Kleidung nach diesem etwas zu feuchten Nachmittag.

Nach dem feucht-fröhlichen Date im Café setzte der verschwitzte Sauna-Enthusiast sein Schauspiel fort und bombardierte mich mit Nachrichten. In einem absurden Versuch, die unangenehme Szene zu entkräften, behauptete er, er habe nur versucht meinen Schritt trocken zu rubbeln und sei nie beabsichtigt zu nah gekommen. Doch zwischen den Tropfen und den unbequemen Berührungen war klar: Dieser Mann hatte nicht nur ein Feuchtigkeitsproblem, sondern auch eine schier grenzenlose Kreativität, wenn es darum ging, die Realität zu verzerren. Meinen nächsten Kaffee werde ich dann wohl lieber wieder alleine zu mir nehmen!