Die Schildkröten von Zakynthos

Ulrike Sammer

von Ulrike Sammer

Story

Von einem heißen Sommertag in Wien flogen wir in einen noch heißeren in Griechenland. Die Insel Zakynthos war das Ziel von meinem Mann und mir. Der Transferbus brachte uns zu unserem Hotel ganz am Strand in eine besondere Bucht, die fĂŒr den Naturschutz reserviert war. Der Grund dafĂŒr ist der besonders feine Sand, in den die hier lebenden Wasserschildkröten ihre Eier legen. Sie vergraben ihr Gelege nahe am Wasser und lassen die Eier von der Sonne und dem warmen Sand ausbrĂŒten. Der sehr sanft absteigende Strand ist ideal fĂŒr die winzigen, eben geschlĂŒpften Schildkrötenbabys um selbstĂ€ndig zum Wasser zu kommen. Die nĂ€chste Welle spĂŒlt sie dann ins Meer hinaus. Das ist eine faszinierende Art die Eier vor allen menschlichen und tierischen RĂ€ubern zu schĂŒtzen, denn an der OberflĂ€che sieht man nicht, wo das Gelege verborgen ist.

Die Paarung der Meeresschildkröten findet wahrscheinlich im offenen Meer statt. Danach suchen die Weibchen zielstrebig ihren Geburtsstrand auf und legen dort ihre weichschaligen Eier ab. Bei der Eiablage ziehen sich die weiblichen Tiere in der Nacht mit ihren Flossen ĂŒber den Sandstrand und graben eine etwa 30–50cm tiefe Grube, in die sie die Eier legen. Nachdem die Schildkröte die Eier gelegt hat, vergrĂ€bt sie in 1m Tiefe und macht sich auf den Weg zurĂŒck ins Meer. In der Regel finden sich innerhalb weniger NĂ€chte alle Weibchen eines Strandes ein und legen ihre Eier. Deswegen schlĂŒpfen dann auch die Jungtiere fast alle gleichzeitig, falls ein Gelege nicht Opfer eines NestrĂ€ubers wurde. Die Sonne brĂŒtet die Eier aus, wobei die Temperatur ĂŒber das Geschlecht der Jungtiere entscheidet: Über 29,9°C entwickeln sich Weibchen, bei niedrigeren Temperaturen MĂ€nnchen. Da sich die gerade geschlĂŒpften Tiere natĂŒrlicherweise am Mondlicht orientieren, um den Weg zurĂŒck ins Meer zu finden, werden sie durch kĂŒnstliches Licht auf ihrem instinktiven Weg fehlgeleitet und verenden.

Alle Meeresschildkröten sind in ihrem Bestand vom Aussterben bedroht. Die Bedrohung geht dabei ausschließlich vom Menschen aus, der sie aufgrund ihres Fleisches, der Eier und ihrer Panzer seit Jahrhunderten jagt. International versuchen TierschĂŒtzer und Organisationen den Schutz der Tiere durchzusetzen, indem sie Brutgebiete einzĂ€unen. Genau solche kleinen ZĂ€une sahen wir bei unseren StrandspaziergĂ€ngen. Die Urlauber durften ihre LiegestĂŒhle nicht in der NĂ€he aufstellen. Helfer beobachteten tĂ€glich die Spuren der in der Nacht geschlĂŒpften Babys.

NĂ€chsten Tag bestiegen wir ein Beobachtungsboot mit Glasboden, das garantierte, mindestens eine Schildkröte zu zeigen. Die Tiere schwimmen aber unter Wasser und tauchen immer nur kurz zum Luftschnappen auf. Wir sahen aber zwei, wovon die grĂ¶ĂŸere etwa 1m lang war. Wenn wo eine Schildkröte auftaucht, kommen blitzschnell andere Boote von allen Seiten herbei. Diese urtĂŒmlichen Tiere zu sehen, war schon etwas absolut Besonderes und alle Fotoapparate klickten.

© Ulrike Sammer 2021-03-20

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