Die schönste Nebensache der Welt

Lisa Smolinski

von Lisa Smolinski

Story

Zwischen Schule, Studium und Kind ist mir die Freude am Schreiben verloren gegangen. Außer Gedichten habe ich nichts zu Papier gebracht. Doch dann hat mich ein Wettbewerbsaufruf bei Instagram neugierig gemacht und die Leidenschaft fürs Schreiben ist aufs Neue entfacht. Seit 2023 sind 15 solcher kleinen Büchlein entstanden und die nächsten Bahnen sich an.

Ich habe wieder mit dem Schreiben angefangen. Am Anfang exzessiv – ich war wieder frisch verliebt. Nun ist wieder etwas Ruhe eingekehrt. An das Schreiben habe ich mich wieder gewöhnt und gelernt, dass ich auch existiere, wenn ich ein paar Tage mal nicht schreibe.

Nun bin ich in einer glücklichen Beziehung mit dem Schreiben. Wir verstehen uns und ich weiß, dass es nicht vorbei ist, auch wenn ein paar Tage keine neuen Wörter produziert worden sind. Es geht nicht mehr so oft zur Sache und ich schreibe insgesamt weniger, das stimmt, aber wenn ich dann wieder schreibe… Ist es wieder wie bei den ersten Malen, Magie, vertraut und wunderschön.

Versteht mich nicht falsch: das Schreiben zu mehr als einem (momentan kostspieligem) Hobby zu machen, das wäre fantastisch. Aber es ist ebenso wundervoll, dass ich den Druck etwas (gutes) zu schreiben auch mal ablegen kann. Mein Lebensunterhalt hängt nicht davon ab, ob die berühmt-berüchtigte Muse, die überall gebraucht und erwartete wird, es schafft bei mir vorbeizuschauen. Stattdessen darf ich mich frei entfalten, ausprobieren, Seiten schreiben und wieder löschen, Pfaden folgen und sie nie beenden. Ohne Druck. Ich darf verarbeiten, was verarbeitet werden muss und ich kann das mit der Welt teilen, muss es aber nicht.

Schreiben ist für mich die schönste Nebensache der Welt, auch wenn ein Teil von mir dies gern zu einer Hauptsache machen wollen würde. Vielleicht öffnet sich diese Tür, vielleicht bleibt sie verschlossen, vielleicht finde ich den Schlüssel und entscheide mich doch dafür die Tür geschlossen zu halten, oder nur mal kurz hineinzuschauen und doch zuzumachen?

Vielleicht geht es dir ähnlich und du schreibst, weil du es liebst und während du dich ganz hingibst, hoffst du auf den Durchbruch. Und du bist – wie ich – allzu oft enttäuscht, weil da nicht nur kein Durchbruch ist, sondern nicht mal ein Riss in der Wand. Doch auf dem Weg zum Haarrisse, zum klaffenden Spalt und schließlich zum Durchbruch: schon etwas deines Geschriebenen mit der Welt zu teilen ist Fortschritt. Schon eine handvoll Leser ist mehr als möglich wäre, wenn du nicht den Mut findest deine Worte zu teilen. Und wer weiß, was die Welt der Schreibenden und Lesenden, die Welt der Wortverehrer noch für uns bereit hält?

Ich schreibe weiter. Du auch?


© Lisa Smolinski 2024-11-25

Genres
Romane & Erzählungen
Stimmung
Emotional, Hoffnungsvoll, Reflektierend, Entspannend
Hashtags