von Bianca Jenné
Um zurück zur Schulzeit zu kommen, ich fuhr damals also mit dem Taxi zur Schule. Und die Schulzeit begann für mich ein wahrer Albtraum zu werden. Am ersten Tag zurück in der Schule, erklärte meine Mutter der Klasse das ich eine schwierige Operation hatte und ich grade in der Anfangszeit aufpassen müsse, da sonst meine achtunddreißig Implantate brechen könnten. Doch wurde ich ein wenig später als Krüppel oder behindert beleidigt und wirklich gemobbt. Wenn ich mich versuchte mit Worten zu wehren, wurde ich geschlagen. Sie schlugen mich auf dem Rücken und als ich erklärte das dies dazu führen, könnte das, ich im Rollstuhl landen könnte, lachten sie. Sie wussten über die möglichen Konsequenzen Bescheid, doch es interessierte sie nicht wirklich. Es war ihnen egal. Anfangs erzählte ich meiner Mutter und meiner Schwester von den schlimmen Mobbingattacken. Diese begaben sich damals schnurstracks in die Schule und stellten die einzelnen Schüler zur Rede und beschwerten sich bei einigen Lehrern und auch bei dem Direktor. Doch nachdem sie in der Schule waren, nahm das Mobbing nicht ab. Im Gegenteil es nahm zu. Im Sommer beispielsweise weigerten sich meine Klassenkameraden am Unterricht teilzunehmen, solange ich keine Jacke über mein rückenfreies Top trug. Ein Top, das ich mir damals gekauft hatte um zu zeigen, dass ich zu meiner langen Narbe stehe. Ein Top, mit dem ich meine Stärke Ausdruck verleihen wollte, führte dazu das ich erniedrigt wurde. Man sah meine Narbe und die anderen Schüler aus meiner Klasse fanden das widerlich, abstoßend und ekelhaft. Also musste ich bei 32° mit einer Jacke im heißen Klassenzimmer sitzen. Sogar ein einfaches Top war bereits ein Grund für meine Klassenkameraden mich zu mobben. Ich wurde immer trauriger und immer mehr blaue Flecken versteckte ich vor meiner Familie. Zu allem Überfluss begann das Mobbing nun auch außerhalb der Klasse. Andere Schüler bemerkten wie traurig ich kleiner Mensch war und als sie mitbekamen das man mich leicht mobben konnten, machten sie kurzerhand mit. Eine aus der Oberstufe schlug mich fast täglich und fühlte sich dabei besonders toll. Aufgrund meiner Rückenoperation konnte ich nicht mehr wachsen und blieb so bei einer Körpergröße von einem Meter dreiundfünfzig. Umso kleiner umso ein besseres Ziel war ich damals – jedenfalls war das jedes Mal mein Gedanke gewesen. So hatte ich mir das Schulleben bestimmt nicht vorgestellt. Ich begann Rockmusik zu hören und kleidete mich komplett schwarz. Ich hatte damals die Hoffnung, wenn ich komplett schwarz trug, wäre ich unsichtbar und so uninteressant das man mich nicht mehr mobbte. Doch damals war es genauso wie es heute vermutlich manchmal noch ist: Jeder der anders ist oder anders aussieht, wird auch anders behandelt. Und ich war definitiv der Inbegriff von anders. Natürlich konnte eins schwarzer Kleidungsstil mich nicht unsichtbar oder weniger angreifbar machen lassen. Aber man konnte ja hoffen. Schließlich verstrichen die restlichen Schuljahre qualvoll lange. Die Klassenfahrt in Guidel in Frankreich, war bis auf einen fiesen Streich der Jungen sogar schön und sogar das Schönste an meiner Schulzeit.
© Bianca Jenné 2023-11-20