Die Schulglocke

Inahusch

von Inahusch

Story

Die Schulglocke

Die Schulglocke! Sie begleitet mich seit 37 Jahren. Eine schrille, aufdringliche! Der scharfe Klang fĂ€hrt einem durch Mark und Bein. Ich wĂŒnsche mir eine Melodie wie die vom Big-Ben oder einen asiatischen Gong, am liebsten wĂ€re mir Irgendetwas von WANDA. In der Konferenz bringe ich meinen Wunsch vor und werde von der Mehrheit der Lehrerschaft belĂ€chelt: Wenn wir keine anderen Probleme haben. – Hallo! Meine LebensqualitĂ€t hĂ€ngt auch von der Schulglocke ab, verbringe ich doch einen Großteil meines Lebens in der Schule (Ja, ja . Ich höre schon die Stimmen derer, die mich an die vielen Ferientage erinnern). Und trotzdem: Ich will einen anderen Ton, einen versöhnlicheren. Immerhin ruft die Glocke nicht zum Rapport, sondern zum lustvollen Lernen. Meine Forderung fĂ€llt unter den Programmpunkt „AllfĂ€lliges“ und wird – fallen gelassen. Wir bekommen daher auch in dem im Jahre 2004 neu eröffneten Schultrakt einen morgendlichen Magenheber. Mir steigt das FrĂŒhstĂŒck hoch bei dem Schockgeschepper. Und nicht nur zu Stundenbeginn geht sie mir auf den Wecker und auf die Ohren, die zu Unrecht sanft getaufte „Klingel“. Ich stehe vor dem Textilen-Werk-Raum, in einer Hand das HĂ€ferl mit dem Fencheltee, in der anderen die Schultasche und den SchlĂŒssel, mit dem ich gerade aufsperre. Es sind ja alle TĂŒren – die WCs ausgenommen – sicher verschlossen, damit nur ja nichts passiert oder beschĂ€digt wird. Also, als ich den SchlĂŒssel drehe, ertönt ca. einen Meter rechts oberhalb von mir die im wahrsten Sinne ohrenbetĂ€ubende Schulglocke. Mein rechtes Ohr ist außer Gefecht gesetzt, ich höre nicht, wie die Tasse auf dem Boden aufschlĂ€gt. Meine Augen sehen die Bescherung. Scheiß Glock’n!

In der Pause zwicke ich ein gefaltetes Blatt Papier zwischen GehÀuse und Glockenschwengel. WÀre doch gelacht! Bis auf weiteres bleibt sie stumm.

© Inahusch 2022-02-16