Die Schwiegereltern und ihre Tochter

Bader

von Bader

Story

Ich habe im Laufe meiner Studienzeit und aus dem was ich von zuhause mitbekommen habe, durch meine Interessensvielfalt und auch aus Niederlagen gelernt zu gewichten, abzuwägen, Menschen zu erkennen und einzuteilen. Ich musste zur Kenntnis nehmen, dass einem nicht alles zugetragen, nachgetragen und geschenkt wird, so auch mein Studienabschluss.

Erfahrungen, Rückschläge und aufkeimende Kritik am Herkömmlichen, sowie mein naturwissenschaftliches Studium ließen in mir letztlich die Fähigkeit wachsen, allen und allem gegenüber eine gerechtigkeitsorientierte und natürliche Position einzunehmen.

Dazu hatte ich eine Partnerin gefunden, die zwar von ihrer Erziehung her zur Natur wenig Beziehung hatte, an Natürlichkeit jedoch die meisten in unserer Familie bei weitem übertraf.

Zum Glück gibt es solche Menschen, Menschen die keiner Schulung, keiner Erklärung über grundlegende Lebensvorgänge brauchen, Menschen, die dies von Geburt aus schon mitbekommen haben, oder von ihren Eltern eine glaubhafte Positionierung zu all den Lebens- fragen erhalten haben. Meine Frau gehört ebenfalls zu jenen Glücklichen.

Sie scheint vielleicht manchmal naiv zu sein, es stellt sich bald heraus, dass dies Ausdruck ihrer naturgegebenen Standfestigkeit und Positionierung ist.

Schon ihr Vater war geprägt von einer Lebensform, die er sich zum Lebensgerüst machte, wie es sich viele Menschen wünschen würden. Von der Kriegsteilnahme geprägt, in Toleranz geschult und mit einer Portion Geradlinigkeit versehen.

Er war ein Mann der Mitte, unauffä1lig und besonnen, immer für alle da, leicht übersehen, trat kaum einmal ins Fettnäpfchen und verkörperte den gestandenen Landbürger, den nicht so leicht etwas erschüttern konnte. Ungerechterweise und wie bei solchen Menschen oft, wurde die Ehrung für seine Lebensleistung und Struktur für unsere Lebensdenke gewesen zu sein, von den meisten nicht zu seinen Lebzeiten erkannt.

Für viele seiner Freunde, Bekannten und Arbeitskollegen fehlte erst nach seinem Tod etwas Großes, Wichtiges, etwas, was an Klarheit und Nüchternheit so manchem Menschen vorschwebte, mein sattelfester Schwiegervater.

In diese Kategorie der stillen Meinungsbildner gehörte er, sowie seine Tochter und meine Frau, folgte würdig seinem Vorbild.

Meine Schwiegermutter stammte aus kleinbürgerlichem Milieu mit Pflichtschulabschluss. Dies hinderte sie jedoch nicht ihrem manchmal zögerlichen Gatten zu zeigen, wer der Vorstand im Hause ist. Äußerst liebevoll mit ihren Enkeln ist Oma jedoch viel zu früh verstorben.

Den Schwiegervater konnte ich nicht mehr pro Jagd umstimmen, er positionierte sich auch nicht. Bei meiner Frau gelang mir das, vielleicht aber nur leidlich bedingt. Jedenfalls gelang es mir, sie auf mein Naturverständnis einzustimmen und zu vermitteln, diese Denke zu verstehen. Meine Schwiegermutter hatte andere Aufgaben im Familienverband übernommen, da war die Jagd einfach kein Thema.

© Bader 2020-08-23

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