von K J
Sie ist die Sonne
Ihre Augen strahlen, blenden, doch man kann nicht aufhören in sie zu starren. Sie ist unendlich tief und weit, es bräuchte Jahre, jeden Fleck zu erforschen. Nennt mich einen Narren, doch zwischen all dem morschen Dreck, ist sie das Einzige, das übrig bleibt. Das Einzige, was dafür sorgt, dass ich weiter schreib und mich jeden Tag weitertreibt. Sobald sie den Raum betritt, geht eine Wärme durch die Reihen. Ihre Anwesenheit wird sehnsüchtig erwartet, jeder hofft, sie würde uns von der Kälte befreien. Denn es war lange kalt.
Wenn sie da ist, sprießen die Pflanzen. Vögel singen. Tiere und Menschen springen und tanzen. Die Sehnsucht mag einen leicht übermütig werden lassen, doch wenn du einen Strahl, ein Lächeln, einen Blick, kriegst zu fassen, pass gut auf und lass ihn los, die Gefahr ist viel zu groß. Mancher mag zu gierig werden, seine Welt schon bald in Scherben. Und wenn seine Haut in Flammen steht, der Schmerz schon bald vergeht, sag mir: Lohnt sich der brennende Regen mehr als das durch Schmerz rennende Leben?
Doch der Tag wird alt und bald um halb acht wird es langsam dunkel. Egal wie sehr wir uns am Tag festkrallen, langsam schwindet auch die Sonne. Sie will nicht gehen, sagen wir, fangen an zu flehen doch sie dreht sich nicht um. Dumm und allein stehen wir da und blicken ihr nach, erkennen wie sie schon wieder unsre Herzen brach, ihr Lachen immer noch im Ohr, verschwimmend wie der ferne Engelschor. Mit dem Lachen verstummt auch die Wärme. Die kalte Nacht kehrt zurück und allein die Erinnerung spiegelt sich in den Sternen. Die Erinnerung ist nie so umwerfend wie die Realität. Versuche einem, der nie die Sonne erlebte, zu erklären wie sie ist. Du wirst merken, dass ihre Schönheit in Worte zu fassen, du zu gedankenlos bist.
Und wenn die Wärme der Erinnerung dich verlässt, der ganze letzte Rest in das tiefe Netz der Dunkelheit gerissen wird, dann bleibt nur noch Kälte. Es war lange kalt.
Verlassen und verwirrt wartest du gespannt, in der Hoffnung es nicht zu verpassen, wie die Sonne ihren ersten Strahlen zu uns sandt. Du kannst beobachten, wie die Nacht sich versteckt und direkt die Wärme sich entfacht. Der Tag kehrt zurück, die Herzen voll mit Glück und das Spiel beginnt von Neuen. Wir, die Treuen halten fest an der Sehnsucht und erreichen doch nie ein Ziel. Denn sie ist die Sonne.
Sie ist der Grund für das Leben und so gleich sein Untergang.
Sie ist mein Leben und mein Untergang.
© K J 2023-08-22