von Rebekka Görtler
Früher hatte ich eine Heidenangst vor den Viechern.
Acht Beine, meistens dick, schwarz und hässlich. Ekelhaft und gruselig. Schnell, flink und wuselig. Genau, Spinnen.
Mein Papa musste sie immer entfernen. Mit Glas und Papier, danach in der Wildnis – vor unserer Haustür – aussetzen. Eine Tötung wollte ich nie.
Ich empfand es wie einen Hausfriedensbruch. Ein nicht-zahlender Untermieter, der sich ungefragt durchs Fenster quetscht, um sich eine neue Existenz in der obersten Zimmerecke einzurichten. Frech irgendwie.
Eines morgens im Badezimmer dann der Schock: Eine Spinne. Hilfe!
Problem: Ich lebe allein und Papa wird kaum eine ganze Stunde hierher zum Wohnheim tuckern, nur um den ungebetenen Gast zu entfernen.
Also, was tun?
Beim Duschen und Zähneputzen habe ich sie keine Sekunde aus den Augen gelassen. Wehe, die bewegt sich!
Hat sie aber nicht. Sie war ganz ruhig und friedlich. Sehen so gefährliche Feinde aus?
Tekla, so heißt sie jetzt, und ich sind eigentlich ein gutes Team. Der Sommer naht, aber dank ihr bleiben mir sämtliche Mücken und Fliegen erspart. Ist das so was wie ein Mietvertrag?
Fest steht, ich habe keine Angst mehr, sondern freue mich sogar, dass sie da ist. Ich wäre ehrlich traurig, wenn sie irgendwann ausziehen würde.
Wer soll denn dann meine Bude sauber halten?
© Rebekka Görtler 2022-07-05