Die Sprache

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von And1

Story

„Deutsche Sprache, schwere Sprache!“, hört man des Öfteren. Der Ausspruch soll die Herausforderung des Erlernens etwas abwertend untermauern. Ob nun Deutsch tatsächlich schwieriger zu lernen ist als andere Sprachen, ist relativ und hat viel mit der Muttersprache sowie der generellen Lernfähigkeit zu tun. Die Sprache hat in jedem Fall komplexe Elemente und Spezifika parat.

Mark Twain, Schriftsteller des Tom-Sawyer-Buchs, war definitiv kein Fan der deutschen Sprache. So schrieb er im Essay „The Awful German Language“ sinngemäß wie folgt: „Es gibt keine andere Sprache, die so schludrig und systemlos und gleichzeitig so schlüpfrig und schwer zu fassen ist.“ Die Großschreibung, die Ausdrucksstärke und die Aussprache lobte er hingegen.

In meiner Wahrnehmung bietet die deutsche Sprache eine große Spielwiese mit einigen Kuriositäten.

Es gibt beispielsweise Wörter mit derselben Bedeutung, sogenannte Synonyme. Mit wieso, weshalb, warum, wofür und wozu meinen wir im Grunde oft das Gleiche.

Spannend sind auch die Wörter, die gleich lauten, aber mehrere verschiedene Bedeutungen haben, so zum Beispiel der Flügel als Instrument und Körperteil des Vogels. Erde, Bank, Schloss, Mutter, Geist, Schild, Strom, Ball, Birne, Kiefer oder Verdienst sind weitere Exempel.

Ein besonderes Stilmittel in der deutschen Sprache sind zudem Wortkombinationen, in denen sich einzelne Wortteile widersprechen beziehungsweise gegensätzlich sind. Wenn man genauer darüber nachdenkt, sind Wörter wie Hassliebe, Gefrierbrand, Handschuh, Ausnahmeregel, bittersüß, Busbahnhof, Entschuldungskredit, Feuerwasser, Fleischsalat, Trockeneis, Selbsthilfegruppe, Trauerfeier oder Wahlpflichtfach schon eigenartig.

Der Satz „Ein eingefleischter Vegetarier hat hier den Himmel auf Erden“ ist eine amüsante Kreation der Gegensätze. Das Wortgebilde könnte Deutschlernende schon verblüffen, oder in diesem Kontext besser formuliert: Da könnten sie „ordentlich durcheinander“ sein.

Ist die Sprache nun einfach oder schwierig oder ist sie einfach schwierig? Die Feinheiten sorgen im Straßenverkehr für Missverständnisse, wenn man Hindernisse umfahren, nicht umfahren soll.

Charakteristisch für Deutsch sind auch lange Wörter. Ein respektables Exemplar eines solchen Terminus aus dem Amtsdeutsch ist die Grundstücksverkehrsgenehmigungszuständigkeitsübertragungsverordnung. Außerdem werden im täglichen Sprachgebrauch Worte manchmal falsch verwendet. Beispielhaft meint die Olympiade nicht die Olympischen Spiele, sondern beschreibt den vierjährigen Zeitraum zwischen den Spielen.

Die Eigenheiten dieser faszinierenden Sprache sind vielfältig. Schließen möchte ich diese wenigen Gedanken mit einem Beispiel in Bezug auf die Wichtigkeit der Kommasetzung. Schüler sagen, Lehrer haben es gut. Oder auch: Schüler, sagen Lehrer, haben es gut. In diesem Sinne: Frohes Lernen.

© And1 2022-02-11

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