von Lilin Windan
Die Gestalt war groß und der Geruch von Rosen wehte zu mir herüber. Es war eindeutig ein Typ. Ein Typ, der Rosenparfüm trug? What the hack? Es kribbelte in meiner Nase und bevor ich ein lautes Hatschi nieste, schrie das Mädchen erneut. Die Gestalt, keinen Meter von mir entfernt, trat in den Raum und ich presste meinen Arm vor den Mund. Und gerade, als ich aufatmen wollte, begann die Gestalt zu sprechen: „Prinsesse Freya. Dit folk er i nød. Det er til gavn for begge vores folk. Du på den lyse side og jeg på den mørke side har kun mulighed for at rette op på det, der er sket, hvis jeg har indsigt og adgang til folket. Din bedstemor siges at have været et menneske. Det betyder, at der er en forbindelse mellem vores Aabenraa og deres.“
Ich erschauderte. Die tiefe Stimme ließ alles an mir auf unnatürliche Weise vibrieren. Worum ging es? Ja, irgendwas mit Aabenraa… Oh, es war einfach verflucht, dass ich kein Dänisch konnte! „Der må være en vej ind i den menneskelige verden, selv om det er forskning, der rækker langt ind i din egen historie, som får mig til at finde en slags portal“, erklärte der Mann ruhig. Meine Güte, was tat diese Stimme nur mit mir? Ich rührte mich nicht. „Og hvorfor har I brug for mit blod, når I alligevel kan marchere ind i mit land, hvor der ikke er nogen hersker og ingen hær? Alt det kunne I have fået uden at tage mig til fange“, sagte die Mädchenstimme. „Ganske enkelt. Herinde… Findes alle oplysninger om dit liv og dine forfædres liv. Det er den enkleste af alle måder“, sagte die Männerstimme amüsiert. „Bare rolig, piger. Jeg gør jer ikke noget, hvis I ikke kæmper imod. Giv mig kniven, Bjarne“, forderte die Stimme. Einige Vokabeln hatte ich dann doch in der Woche von Liva gelernt: Bare rolig hieß sowas wie komm runter und kniven war die Pluralversion vom Wort kniv. Und das bedeutete Messer. Ich musste schlucken. Ach du scheiße… Da wurde jetzt gleich jemand erstochen! Aber was dann das ganze Rumgerede? „Tro mig, efter en forskrækkelse er det overstået på ingen tid“, raunte (ja, raunte!) die Stimme und ich konnte es immer noch hören. Ach du scheiße, ach du scheiße… war das Einzige was ich noch dachte. Doch ich hörte danach nur Stille. Kein Schreien, kein einziges Geräusch. Hatten die so schnell zugestochen? Ich harrte in meinem Versteck aus und wartete. Und wartete… Ich wollte gerade einen Schritt wagen, als die tiefe Stimme erneut erklang: „Der kan du se. Du mærkede det ikke engang.“ Schritte kamen wieder auf mich zu. „Lad hende gå, og hvis bare ét væsen kommer for tæt på hende på vejen, så bring mig den skyldige“, sagte der Mann neben mir. Das Einzige, was uns trennte, war die dunkle Tür. Mir waberte erneut das Rosenparfüm entgegen… Und dann verhallten die Schritte der Gestalt genau so wie sie gekommen waren…
© Lilin Windan 2025-06-29