Die Tat eines Wahnsinnigen

Elisabeth Grosch-Waclowsky

von Elisabeth Grosch-Waclowsky

Story

Ein Glück, dass mein Gehirn die Erinnerung an seine teuflische Fratze im Laufe der Zeit verblassen ließ. Oft genug hatte mich die Erinnerung daran gequält und hochgurgelnde Albträume bis zum Erbrechen gewürzt.

Dabei fing alles so gut an. Das 2.Semester an der Uni Würzburg war geschafft, mein Zimmer gekündigt, Bücher, Geschirr und Klamotten im Auto verstaut. Meine erstes Ziel war Stuttgart, wo ich 3 Tage Omas Vollverwöhnung plus Sponsoring genoss.

Am 9. 8. war die Weiterfahrt nach MĂĽnchen geplant, wo Freund und neue Wohnung auf mich warteten.

Kurz vor Abfahrt quoll plötzlich ein ungutes, nicht definierbares GefĂĽhl in mir hoch . Es war, als wollte mich ETWAS mit aller Macht daran hindern loszufahren. Ich versuchte das lästige Unwohlsein mit aller Kraft zu verdrängen und bis zur Autobahneinfahrt war dann auch wieder alles in Ordnung . „Aufregung“, dachte ich und passte mich dem flieĂźenden Verkehr an . Vor mir ein LKW, hinter mir ein blaues Auto . Den am Berg langsamer werdenden LKW wollte ich nun zĂĽgig ĂĽberholen, blinkte, sah aber im RĂĽckspiegel, dass der Fahrer des blauen Wagens in dem Moment auf die Ăśberholspur wechselte. Ich wollte ihn vorbeifahren lassen, doch auf gleicher Höhe mit mir, passte er plötzlich seine Geschwindigkeit meiner an. Da ich wegen des LKWs immer langsamer wurde und er nun auch, bildete sich hinter ihm schnell eine lange Autoschlange. Das wĂĽtende Hupen der anderen schien ihn sehr zu amĂĽsieren . Erst als die Fahrbahn 3-spurig wurde, konnten ihn alle Ausgebremsten ĂĽberholen. Mich hatte er jedoch weiterhin geblockt. Ein nahender Rastplatz war meine Chance. Ich blinkte, bog ab. Unfassbar, er ebenfalls . Ohne zu halten raste ich nun wieder auf die Autobahn. Er ebenfalls. Ich gab Gas, er ebenfalls. Dann ĂĽberholte er mich , setzte sich knapp vor mein Auto und bremste abrupt. Mir wurde angst und bange. Jetzt gab es nur eines, ich musste ihn abhängen. Doch sofort war er wieder links neben mir um plötzlich sein Auto scharf nach rechts zu reissen. Erneut drängte er sich zwischen das vor mir fahrende Auto und mich, um im gleichen Moment, ohne ersichtlichen Grund, eine Vollbremsung zu machen. Mein FuĂź stampfte mit voller Wucht auf die Bremse. Eine gefĂĽhlte Unendlichkeit bis mein Auto hinter seinem zum Stehen kam, dann ein ohrenbetäubender Schlag. Das hintere Auto krachte mit voller Wucht auf mein Auto und schob mich auf sein Auto. Danach unheimliche Stille. Plötzlich neben mir ein Schatten. Sein Gesicht ans Seitenfenster gepresst. Er schlägt lachend auf mein Auto ein, will die TĂĽr öffnen, es geht nicht . Mein Auto ist eine Ziehharmonika. Mir wird unsagbar schlecht. Polizei, Sanitätswagen.

6 Wochen Krankenhaus, Kopf in einer Lasche, daran ein Seil mit schweren Gewichten.

12 Wochen Gips von Taille bis Kopf, Arme und Gesicht ausgespart.

1 Jahr gebraucht, um wieder „lebendig “ zu werden.

Jahre später schickt mir mein Rechtsanwalt einen Zeitungsausschnitt

„Geisterfahrer reisst 6 Personen in den Tod“

Der Geisterfahrer war ER

© Elisabeth Grosch-Waclowsky 2020-01-28