Die Unsichtbaren – Aufgewacht

Du, mein nicht vorhandener Zuhörer, möchtest sicher wissen, wie es sich anfühlt zu sterben, ob schmerzhaft und beängstigend ist. Wenn ich das wüsste, würde ich mein Wissen teilen. Aber ich versuche leider immer noch selbst zu verstehen, was mit mir passiert ist.Ich war am Abend vorher im Haus meiner Eltern. Natürlich bin ich alleine gewesen, wir waren gerade mitten im ersten Lockdown. Es waren aber nicht alle Menschen so vorbildlich wie ich. Meine Eltern haben unerlaubt meine Tante in ihrem Ferienhaus besucht und eine Corona-Party veranstaltet, auch wenn es den Begriff zu diesem Zeitpunkt noch nicht wirklich gab. Mein Bruder, den ich gerne gesehen hätte, hatte keine Zeit für mich. Ich wollte gerade die Musik laut aufdrehen und mein Hemd ausziehen, da stand Anne vor mir und behauptete, dass sie ihre Jacke vergessen hat. Vielleicht hatte mein Bruder sie geschickt oder sie wollte mich kontrollieren. Als sie weg war, nahm ich mir müde und genervt das letzte Bier aus dem Kühlschrank und setzte mich auf die Terrasse und dann wurde alles schwarz.Ich wurde von einem Piepsen geweckt. Langsam öffnete ich meine Augen, es war um mich dunkel. Ich lag in einem Bett, das ich nicht kannte. Es roch nach Desinfektionsmittel. Ich bin in einem Krankenhaus gewesen. Etwas Schlimmes musste passiert sein. Hatte ich noch viel mehr getrunken? Bin ich gestürzt? Hatte ich einen Unfall und konnte mich nicht an die letzten Stunden oder Tage erinnern? Ich versuchte nach dem Pflegepersonal zu klingeln, aber niemand reagierte. Deshalb beschloss ich aufzustehen. Es ging mir gut, ich spürte nichts, also konnte es nicht so schlimm sein. Ich stand auf, der Flur war leer und dunkel. Aus einem Raum kam Licht, das musste das Besprechungszimmer der Schwestern sein. Zwei Schwestern saßen schweigend an einem Tisch mit Kaffeetassen in ihren Händen. Sie haben mich nicht gehört, als ich den Raum betrat, deshalb sprach ich sie direkt an. „Entschuldigung, können Sie mir helfen?“ Nichts, sie haben mich nicht einmal angesehen. „Hallo, können Sie bitte kurz mit mir reden. Ich weiß, dass sie müde … . “Ich wurde von einem Alarm unterbrochen. Die eine Schwestern stand auf und ging direkt an mir vorbei, ohne mich anzusehen. Die andere folgte ihr ein paar Sekunden später. Über der Tür zu dem Zimmer, das ich eben verlassen hatte, leuchtete eine rote Lampe. Die Schwester gingen nicht, sie liefen und waren sichtlich in Panik.„Das ist der zweite Herzstillstand heute Nacht. Du musst den Arzt alarmieren.“„Schon passiert, ich bin keine Anfängerin. Ich hoffe, dass er es wieder schafft.“Ich folgte ihnen zu meinem Zimmer. Vorhin hatte ich gar nicht bemerkt, dass noch jemand in dem Zimmer lag. Anscheinend stehe ich doch ziemlich neben mir. Ich wollte nicht neugierig wirken, aber ich konnte auch nicht einfach zurückbleiben. Im Zimmer angekommen, sah ich, dass nur eine Person, in dem Raum lag und das war ich. Mein Herz war gerade zum zweiten Mal in dieser Nacht stehen geblieben.