von Yaso eyc
Es ist nicht einfach über ein Thema zu schreiben, mögliche kontroverse Gedanken auf einer Plattform mit eigentlich Unbekannten zu teilen, für das viele Menschen, wenn dann emotional nicht stark genug sind oder kein ausreichendes sensibles Interesse und Empathievermögen aufbringen möchten, um darüber zu reden, ohne die betroffenen Menschen und deren Familien zu beleidigen oder zu diskriminieren. Ja, ich rede über besondere Menschen, die ich gerne so nenne und versuche nicht „andere Menschen“ oder „keine Menschen wie wir“ oder „unnormale Menschen“ zu nennen. Ich will über Menschen hier reden, die von der Mehrheit, die sie nicht sieht oder es vorzieht, sie zu ignorieren, als sich unter sie mal zu begeben, als „behindert“, „krank“, „ungesund“, „arme, hilfebedürftige“ Menschen und anderswie bezeichnet werden. Ich mache mir halt Gedanken, wenn ich höre, dass einem siebenjährigen Kind mit Down Syndrom das Spielen auf einem Spielplatz in einer der Filialen des Gimsa-Marktes in Ankara verboten wurde. (Keine Sorge, die Lehrerin des Jungen reagierte, indem sie ein Video aufnahm. Daraufhin kündigte der Bürgermeister, Erdal Beşikçioğlu, an, dass das Geschäft versiegelt wurde.) Oder der Name Mohammad Bhar und was ihm angetan wurde, lässt mein Blut zu Eis gefrieren. Es gibt noch so viele wahre Geschichten über unschuldige Menschen, die nur deswegen ausgegrenzt werden oder schlimmeres erleben mussten, weil sie so geboren wurden, wie sie eben geboren sind. Wir Menschen – und seit dem Europa immer mehr in die Falle des Rechtspopulismus und Rechtsextremismus verfällt – haben dieses zerstörerische und von Macht besessene Gefühl in uns unbedingt stärker als andere zu sein und bestimmte Gruppen als weniger wertvoll (also auch weniger recht zu leben) zu betrachten als diese oder jene. Es ist auch schwer über Tabuthemen zu reden, wenn man von allen Seiten eingetrichtert bekommt, dass man vorsichtig sein muss, weil das Thema sensibel ist und Ähnliches. Ich würde gerne meine Meinung über die Werkstätten, das Gehalt für die Arbeit von besonderen Menschen in einer Sprache formulieren, die weder das System der Werkstätte und den Gedanken dahinter, schlecht darstellt, noch Kritik vertuscht, die geäußert werden muss, um etwas zum Besseren zu verändern. Ich sehe es nicht ein, es kommt mir nicht richtig vor – und sollte auch niemand anderem richtig vorkommen – wenn ich erfahre, dass ein Mensch mit Down Syndrom, der schon mehr als fünfzehn Jahre dort arbeitet, für einen Monat Arbeit nur fünfundfünfzig Euro bekommt! Es stört mich total, dass wir alles verallgemeinern um zu vereinfachen, um einordnen zu können oder irgendein System zu erschaffen, an das wir uns richten können und bei einer möglichen Reform, die eben in Erwägung gezogen werden muss, weil sich die Bedienungen mit der Zeit ändern, den Weg dahin so sehr erschweren, dass jede Suche, jeder Ruf, jedes Engagement nach mehr Gerechtigkeit als Angriff gewertet wird. Dabei sollte es in einer modernen Gesellschaft durchaus möglich und nötig sein, über solche Themen zu sprechen.
© Yaso eyc 2025-04-12