Die Verbannung

Avalon-Mary Future

von Avalon-Mary Future

Story
Lamiaton 2000

Das Publikum erstarrte. O nein, natürlich würde ich Kleos nicht töten, ich bin weder ein Vampir aus einem Film noch eine Kriminelle, die kein Hirn besitzt. Nach dem Tod von Kleos würden sie mich auffinden und ins Gefängnis stecken. Kleos am Leben zu lassen wäre viel lustiger. „Kehr nie wieder zurück, verstanden?“, sagte ich ihm laut genug. Kleos nickte. Er lief weg wie ein Hase, ohne zurückzuschauen. Lucius und Luminus wollten nach Kleos wegrennen und verabschiedeten sich verängstigt: „Die Veranstaltung lief nicht nach unserem Plan und wir bitten darum um Entschuldigung“, sprach Luminus, während Lucius, angeblich sein Bruder, anfing, sich durch die Menschenmenge zu schleusen. „Wartet noch“, sagte ich, „die Show ist nicht vorbei, bis ihr mir glaubt“. „Warum, und was genau sollten wir dir glauben?“, fragte Raven, der bis zu diesem Moment stumm blieb. Die Menschen rund um mich herum schrien um ihr Leben, um den Anführer zu unterstützen. „Ach ja, hier ist der Beweis, ein rechtlicher Vertrag“, antwortete ich eher leise. „Was für eins?“, „WIRKLICH? HAT ER UNS VERRATEN?“, „Was passiert hier überhaupt?“, „Wer sind Sie?“, fragte das Publikum. „Der Vertrag besagt den Verkauf von Lamiaton an eine geheime Organisation der Kolonie auf den blauen Inseln, die unter dem Wasser liegen“, setzte ich den großartigen Moment fort. „Die Kolonie der blauen Inseln war uns immer feindlich angestellt und wollten das Gebiet schon seit Jahren erobern“. „Wollt ihr, Völker der unabhängigen Insel Lamiaton, unsere lamianische Sprache auf die der blauen Kolonie wechseln, wollt ihr unter dem Wasser verbannt werden, wollt ihr nie wieder die grünen Lichter sehen?“, fragte ich. „NEIN!“, schrien fast alle. Luminus, Raven und Lucius waren so leise wie Fische. Ich überreichte den Vertrag an Raven. Er kommentierte nur: „Kann nicht wahr sein …“. „Doch“, sagte ich. „Ein neuer Anführer wäre nötig“. Ich lächelte. Meine Arbeit war erledigt. Nicht das, was ich immer machte, jedoch gefiel mit so etwas sogar mehr. Vor allem wird Hades stolz auf mich sein. In dem Moment realisierte ich, dass ich verschwinden sollte. Die Menschen, außer den Betrunkenen, richteten sich so, dass ich es noch schaffte, auf eine dunkle Straße hinter dem Rathaus hinüberzukommen. Doch Hades … er war nicht mehr dort. Ich merkte nur ein Kuvert. Zwanzigtausend Euro … seit wann hatte er eigentlich so viel Geld? Es war sehr schwer, mich selber davon abzuhalten, ein jubelndes „JUUUHUUU!“ zu schreien. Anscheinend gab es eine Chance bei mir, reich zu werden. Ich hob wieder meine Flügel, und folgte den dunklen Wolken.

Nach einem kurzen Flug nach Hause zog ich schnell meine Kapuze hinunter und sah Ziss, die immer noch friedlich schlief. Draußen fing es an, hell zu sein. Ich verwandelte mich langsam in ein menschliches Wesen. Meine Augen wurden wieder grün-gold statt weinrot, meine Flügel zogen sich hinein, so wie meine Zähne. „Zissou, Zissie, Ziss, wach auf, ich habe tolle Neuigkeiten, du hast so viel verpasst!“. Unwillkürlich stand Ziss vom Bett auf. „Zu welcher Hölle weckst du mich um sechs Uhr morgens an einem Sonntag?“.



© Avalon-Mary Future 2024-11-28

Genres
Spannung & Horror
Stimmung
Abenteuerlich, Dunkel, Hoffnungsvoll, Mysteriös
Hashtags