Die verlorene Stadt im Regenwald

Hans- Herbert Erregger

von Hans- Herbert Erregger

Story

Lhost City

„Wir alle sind nur gekommen um zu träumen“, sagten die Indianer zu mir, die dort in diesem extrem entlegenen Regenwald-Gebiet leben. Und sie leben dort wie vor tausend Jahren- und ihre Vorfahren haben diese Stadt Tayona in der Sierra Nevada auf 1600m Höhe vor fast zwei Jahrtausenden gebaut.

Unsere moderne Welt fand sie erst um 1975. Illegale Goldsucher fanden sie schon davor . Heute ist das Sperrgebiet, das Land gehört wieder den Indianern.

Wie weit ist man selbst bereit für die Erfüllung der eigenen Träume einen Preis zu zahlen?

Ich hatte das Glück jetzt diesen alten heiligen Ort der Kogi Indianer mit Sondergenehmigung besuchen zu dürfen. Das hatte aber auch von mir einen gewissen körperlichen Preis gefordert. Blutegel, Spinnen, Schlangen, Sandflöhe und Moskitos , sowie hundert Prozent Luftfeuchtigkeit und fast ständiger Regen haben mich an meine Grenzen gebracht. Doch diese Wunden verheilen, was bleibt ist aber eine Bereicherung meiner Seele.

Alles was geschaffen wurde, ist einmal aus Träumen entstanden. Das darf man nicht vergessen.

Tagelang bin ich mit indianischen Begleitern durch den Regenwald marschiert. Gewitter gingen laufend nieder, so als würde das Meer sich von oben auf uns ergießen. Man ist ständig völlig durchnässt. Kleine Bäche werden plötzlich zu reißenden Flüssen und lehmige Sturzbäche kommen von den Hängen herunter. Man ist der Natur fällig ausgeliefert. Ich ging in die Hölle, kam ins Paradies und ging wieder zurück in die grüne Hölle. Doch ich bin immer wieder aufgestanden und weiter gegangen. Das haben meine indianischen Begleiter bewundert, und sie gaben mir Kokablätter zum kauen. “Los weiter Gringo“ . Über 1200 Steinstufen, geschaffen vor fast 2000 Jahren von einem geheimnisvollen alten Volk stieg ich zuletzt hinauf. Es wurde fast unerträglich. Ich keuchte, ich weinte, ich kämpfte mit meinem Körper und ich fragte mich: “Warum nur tue ich mir das an“?

Doch dann stand ich plötzlich weit oben. Ich war an einen heiligen Ort angekommen, ich hatte sie erreicht

“Die verlorene Stadt“.

Die Spanier die 1492 nach Südamerika kamen, haben diese Stadt niemals betreten. Sie ist noch geheimnisvoller als die Inka Stadt Macchu Picchu in Peru. Hier auf dieser Hochebene im Dschungel lebten einst bis zu 2000 Menschen. Wer waren sie-wohin sind sie im Dunkeln der Vergangenheit verschwunden?

„Wir sind nur gekommen um zu träumen, nicht wirklich sind wir gekommen um auf dieser Erde für immer zu leben.“ Das sagen diese Indianer, die hier in diesem Regenwald heute leben. Und sie gaben mir den Rat, auf die Mutter Erde aufzupassen.

Ich war dort für kurze Zeit in der verlorenen Stadt im Dschungel der Sierra Nevada in Kolumbien.

© Hans- Herbert Erregger 2023-01-30

Hashtags