von Ulrike Sammer
Täglich lese ich in der Zeitung über Menschen, die ihre Nachbarn ausspionieren und bei geringsten Corona-Vergehen die Polizei anrufen. Und ich höre von Mitbürgern, die auf Bankerln sitzen und die friedlichen Spaziergänger grob beschimpfen, wenn diese notgedrungen auf dem Gehweg nicht in Abstand vorbei gehen.
Ich bin wirklich entsetzt, wieviel Gift und Galle in manchen Menschen steckt. Wenn man noch die unzähligen rassistischen oder sonst wie bösartigen postings im Internet dazu rechnet, ist es traurig und erschreckend Österreicher zu sein. In welcher Giftsuppe leben wir?
Was macht Menschen so bitter, dass sie nicht anders können, als ihre brodelnde Wut über andere Menschen drüber zu schütten?
Bevor ich verzweifle, lese ich Gott-sei-Dank auch von den vielen Österreichern, die das Gute in sich entdeckt haben, die einfach nur helfen wollen, ohne Dankbarkeit einzufordern. Es gibt also beides: die Bösartigen und die Hilfreichen. Warum ist nun die erste Gruppe so menschenverachtend und zerstörerisch?
Sie werden es nicht zugeben, aber die Vernaderer und Hassposter sind ganz schwache Menschen, die sich bedroht fühlen und zwar gleichgültig, ob es sich um ansteckende Krankheiten, zu viele Fremde im eigenen Land, um Einschränkungen von Seiten der Regierung, um Armut und Hilflosigkeit oder auch um starke Frauen, die von schwachen Männern wie die Pest gefürchtet werden.
Alle diese Bedrohten halten Ihre Angst kaum aus und haben auch nicht gelernt, wie sie sich selbst stützen können. Respekt und Toleranz ist ihnen fremd, denn sie müssen wild um sich schlagen um sich wieder ein bisschen stärker zu fühlen. Leider ist ihnen nicht klar, dass sie sich bei ihren Attacken auch selbst schaden. Alle wütenden Gedanken setzen eine innere Chemie in Gang, mit der man sich selbst vergiftet. Die Muskulatur verhärtet sich, man kann Magenschmerzen, Durchfall, Kopfschmerzen bekommen und das hat man sich alles selbst „eingebrockt“.
Fatalerweise ist Pessimismus der Stil in manchen Familien und wird bereits an die Kinder weiter gegeben. Wer sich ständig in Unheil-Stimmung befindet, verdirbt leider nicht nur sich selbst, sondern der ganzen Umwelt die Lebensfreude. Alles immer schwarz zu sehen, kostet erwiesenermaßen viel Kraft und lässt die eigenen Fähigkeiten nicht zur Geltung kommen.
Durch das immer komplizierter werdende Leben fühlen sich offenbar etliche Menschen ziemlich überfordert. Ihr Stress und die bereits vorher bestehenden Ängste verbinden sich zu einer negativen Sichtweise des Lebens. Das ewige Jammern nervt, aber viele Menschen sind es so gewöhnt, dass sie gar nicht merken, wie sie die Stimmung vergiften.
Wir haben aber ein Arsenal von Stärken und Tugenden, deren regelmäßige Ausübung positive Gefühle auslösen und damit auch ein körperliches Wohlgefühl: Ausgeglichenheit, Besonnenheit, Wertschätzung, Menschlichkeit, Fairness, Solidarität und vieles andere.
Nützen wir es!
© Ulrike Sammer 2020-06-01