Die vier Wächter des Schicksals: 4

Die letzte Stunde des Tages war Geschichte. Geschichte wurde von Frau Leitenmeier unterrichtet, was Mary sehr freute. Frau Leitenmeier schaffte es, als einer der wenigen Lehrer den Unterricht spannender zu machen und das war wohl das größte Kompliment, das eine Lehrerin je bekommen konnte. Ihretwegen hatte das Mädchen immer wieder einen guten Moment. Dafür würde die Jugendliche ihrer Lehrerin auf ewig dankbar sein.

In dieser Stunde erklärte die Professorin ihnen etwas über den Ersten Weltkrieg und worum es da vor allem ging. Weil, aber die Hälfte der Klasse nicht aufpasste, meinte sie nächste Woche eine große Wiederholung über den 30-jährigen Krieg zu machen. Das hatten sie nämlich Ende letzten Jahres durchgenommen. Fast alle stöhnten darüber und baten die Wiederholung zu verschieben, doch die Lehrerin blieb hart.

Am Ende der Stunde sagte sie der Klasse noch, sie sollten sich vor allem mit den Jahreszahlen und Herrschern auskennen. Dann verließ sie die Klasse, mit den maulenden Schülern und Schülerinnen darin.

Als die Schule endlich aus war, ließ das Mädchen sich Zeit und wie sie durch die Tür trat, sah sie noch, wie Dädalus in einem schwarzen Käfer davonfuhr. Der Käfer sah genauso aus, wie ihrer, nur dass er halt schwarz und nicht rot war. Schließlich fuhr sie los und hielt einige Minuten später wieder vor der Konditorei. Als sie die Backstube betrat, wehte ihr der Geruch von frisch gebackenen Torten und Broten entgegen. „Cordula!“, rief die Jugendliche. Wenige Sekunden später kam Cordula wie immer lächelnd durch die Tür vom Backraum. „Hallo, schön, dass du uns heute ein zweites Mal beehrst. Ich habe dir ein kleines Paket zusammengestellt. Es ist genug für mindestens drei Tage darin. Freuen würde ich mich aber trotzdem, wenn du morgen früh wieder kommst“ erklärte Cordula. „Danke, Cordula, wie viel kostet es? Kann ich gleich hier Mittagessen?“, fragte Mary. Die Konditorin grinste sie schief an und meinte dann: „Für dich kostet es heute ausnahmsweise nichts. Das Paket geht aufs Haus. Das Mittagessen aber nicht. Was möchtest du denn essen?“ Die 16-Jährige musste grinsen und erklärte: „Ich hätte zum Mittagessen gerne eine Schnitzelsemmel und eine Cola.“ „Kommt sofort“, versprach Cordula und verschwand wieder durch die Tür. Das Mädchen setzte sich an den Tisch in der Ecke und wartete das Cordula mit ihrer Bestellung wieder kam. Als die 20-Jährige schließlich kam, stellte sie vor Mary ein Tablett und setzte sich ihr gegenüber hin. „Wie war es in der Schule?“, fragte sie, nachdem die Freundin einen herzhaften Bissen gemacht hatte. Sie musste erst schlucken, bevor sie antwortete: „Geht so, wir haben schon wieder einen Neuen.“ Die Bäckerin lächelte: „Ich würde gerne noch einmal in die Schule gehen. In den ersten Jahren war es schlimm, aber dann wurde meine Klasse richtig cool!“ „Sei froh, dass du es hinter dir hast“, nuschelte die 16-Jährige als sie an ihrer Cola nippte. Cordula musste lachen und Mary stimmte mit ein.