Die Vorahnung

Sdean

von Sdean

Story
Österreich 2006

Meine Mutter war schon seit ein paar Jahren erkrankt an ALS. Sie war eine sehr aufgeweckte, zu allen freundliche Frau. Die jeden eine Hand reichte der Hilfe brauchte. Dies machte die Erkrankung noch schlimmer, denn sie ging von einer agilen Frau zu einer, die im Rollstuhl saß und sich nicht bewegen konnte. Sie hatte die schnellere Version dieser Krankheit denn nach 4 Jahren konnte sie wirklich keinen Körperteil außer den Kopf bewegen. Wenn sie was sagen wollte, hatten wir ein System erfunden, in dem ich das ABC durchging und sie bei dem gewünschten Buchstaben blinkte und ich dieses dann aufschrieb. Da wir schon Übung darin hatten, kamen wir schnell darauf was sie sagen wollte. Das war ja das Grausame an der Krankheit, man verlor zwar alle körperlichen Funktionen aber im Kopf kam es einem vor als ob man fit blieb. Gefangen im eigenen Körper.

Wir wussten, dass es irgendwann mal so weit sein würde das sie von uns ging, wir hofften nur das sie nicht leiden müsste. Denn bei dieser Krankheit erstickt man oder man hatte einen plötzlichen Tod. Es war November und ich kam gerade von der Schicht nachhause und war schon sehr müde. Meine Mutter lag schon im Bett, sie rief nach mir und ich weiß nicht mehr, ob ich reagiert hatte oder nur einfach in mein zimmer zum Schlafen ging. Aber ich würde es mir nie verzeihen, dass ich nicht hingegangen bin. An diesem Abend schlief ich und hatte einen intensiven Traum. Ich sah meine Mutter, die mich lächelnd ansah, aber ihr lächeln machte mir Angst und ihre Haut war komplett blau. Sie kam immer näher und ich bekam immer mehr Angst und wollte nur aus dem Traum aufwachen. Aber es fiel mir schwer, so als ob jemand mich festhalten würde und nicht loslässt. Immer mehr Panik kam auf und ich schnappte nach Luft. Plötzlich setzte ich mich mit einem Ruck im Bett auf und war schweiß gebadet. Es war so echt das Erlebnis, das ich ein paar Minuten brauchte. Ich wusste nicht, was diesen Traum ausgelöst hatte, als ich mich beruhigt hatte, legte ich mich nieder und döste wieder ein. Auf einmal weckte mich mein Vater, weil er Hilfe mit meiner Mutter brauchte. Ich kam ins Schlafzimmer und sah, dass er mit ihr diskutierte, weil sie sich nicht einig war mit dem Wort das sie buchstabierte „Schatz du hast T und O gesagt. Also Toilette.“ sie schüttelte den Kopf. Wir gingen nochmal das ABC durch, wieder das T u O. „Toilette?“ wieder schüttelte sie den Kopf. Dies ging ein paar mal und man sah ihr die Verzweiflung an, weil wir nicht verstanden, was sie wollte und meinem Vater sah man es im Gesicht an. Auf einmal hebt er sie hoch und meinte „Ich bringe dich aufs Klo.“ wieder schüttelte sie den Kopf. Und dann ging alles schnell, so wahnsinnig schnell. Er hebte sie hoch und ich Körper sackte zusammen. Er merkte es und legte sie auf das Bett nieder, schockiert sah er ihren verstorbenen Körper an und fing sofort mit der ersten Hilfe an. Ich rief den Notarzt an. Schockiert das sie auf einmal nicht mehr da sein sollte, ließ ich mich an der Wand zu Boden und schnappte nach Luft während ich weinte, mein Vater versuchte noch immer sie wiederzubeleben. Aber es war zu spät. Sie war weg. Nach ein paar Tagen erfuhr ich von einer bekannten, der ich vom Traum erzählt, hatte das der Traum eine Vorahnung vom Tod wäre. Denn die Göttin Kali ist Blau und die Göttin des Todes. Vielleicht wollte meine Mutter uns dies mitteilen als sie T…O buchstabierte. Vielleicht wollte sie TOD sagen. Dass der TOD da ist und wir keine Zeit haben mehr.

© Sdean 2024-03-07

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Spiritualität, Biografien
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Emotional, Traurig
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