von Hermann Karosser
Im Jahr 1994 machte ich die Bekanntschaft mit einem mir bis dahin unbekannten Verwandten aus Pocking, dessen Leidenschaft die Ahnenforschung war. Beim âWandern auf den Spurenâ der Vorfahren verdanken wir ihm nicht nur den Nachweis ĂŒber unsere Verwandtschaft mit dem Dichter Hans Carossa, sondern er hat ganz generell Licht in die Herkunft der Karosser gebracht.
Die unterschiedliche Schreibweise dieses seltenen Namens ist darauf zurĂŒckzufĂŒhren, dass sie so manchen Schreiberling, der das Taufregister zu fĂŒhren hatte, ĂŒberfordert hat. Und so kommt es, dass trotz Verwandtschaft viele Abwandlungen entstanden. Es gibt als Anfangsbuchstaben C oder K, man findet einfaches r und Doppel-r, u oder o, einfaches s, scharfes s, zwei s und am Ende a oder er. Fast alle Kombinationen dieser Buchstabenvarianten werden irgendwo als Name gefĂŒhrt
In einem Brief vom 9. Juni 1995 teilte mir der Verwandte mit:
âUnsere gemeinsamen Vorfahren kommen wahrscheinlich aus Oberitalien, nach dem gefundenen Wappen aus der NĂ€he von Udine. Sie hieĂen âde Carozzaâ, auf deutsch âWagnerâ, âKarosseriebauerâ und kamen mit der Armee des Kaisers von Ăsterreich nach Obernberg, Raab an der Pram, Zelt an der Pram und Wernstein in Oberösterreich .
Sie waren kaiserliche Beamte, Wirte, Soldaten und Handwerker. Ein Zweig der Familie war in Passau ab etwa 1650 Salzschreiber und Weinwirte. Unsere direkten Vorfahren waren in Obernberg am Inn Wirte, Glaser und einer war Marktrichter, das heiĂt BĂŒrgermeister. Durch die Erbfolgekriege kamen Sie nach Ering in Niederbayern als Besatzungssoldaten und blieben als Chirurgen, Bader in Ering, Pillham bei Ruhstorf und Neukirchen am Inn hier. Die nĂ€chsten Generationen waren Landarbeiter, Bader und Chirurgen. Unsere Linie wohnte dann, wie Sie ja wissen, in Engertsham und verteilte sich spĂ€ter auf Passau und ins Rottal.â
Auch hier kann man sagen, dass â wie im Fall der Verwandtschaft mit Hans Carossa â Vieles bekannt war oder vermutet wurde, aber niemals so detailliert recherchiert und zusammengetragen worden ist.
Meine Vorfahren vÀterlicherseits waren also Italiener, die es ins bayerische Rottal verschlagen hat.
Leider habe ich meine GroĂeltern vĂ€terlicherseits nicht mehr kennengelernt. Umso schöner ist es, wenn ich dann in alten Unterlagen ĂŒber sie lesen kann und ein wenig mehr Vorstellung davon bekomme, wer sie waren, zum Beispiel in einer Abschrift der Heiratsurkunde der GroĂeltern, in der es heiĂt: âPassau am sechsten Juni tausend achthundert neunzig und fĂŒnf. Vor dem unterzeichneten Standesbeamten erschienen heute zum Zwecke der EheschlieĂung …. der BrĂ€ugehilfe Franz KaroĂer …. Sohn der ledigen Inwohnerstochter Karolina KaroĂerâ und âdie Köchin Anna Schillinger …. Tochter der Schlossermeistersgatten Schillinger Jakob und Johannaâ. Trauzeugen waren âder Kutscher Benedikt KaroĂerâ und âder GeschirrhĂ€ndler Jakob Schillingerâ.
© Hermann Karosser 2020-09-06