von AnonymWriter
Es war ein ruhiger Tag im Wald, als ein weiser Wanderer auf einen kleinen Jungen traf. Der Junge schien in Gedanken versunken, als würde er eine große Last auf seinen Schultern tragen. Der Wanderer, der die Wege der Menschen verstand, setzte sich neben ihn und fragte sanft: „Was bedrückt dich, Junge?“
Der Junge seufzte tief und schaute in die Ferne. „Ich habe etwas gesagt, was ich nicht sagen sollte. Meine Worte haben jemanden verletzt, und jetzt weiß ich nicht, wie ich das wiedergutmachen kann.“ Der Wanderer nickte verständnisvoll und begann zu erzählen: „Weißt du, jeder Mensch trägt eine besondere Waffe in sich – eine Waffe, die stärker ist als jedes Schwert oder jede Kanone. Diese Waffe ist unser Gehirn, unser Verstand. Doch die wahre Gefahr entsteht erst, wenn wir diese Waffe durch unseren Mund feuern. Die Zunge wird dann zur Munition, und das, was wir sagen, kann tiefer schneiden als jede Klinge.“
Der Junge blickte den Wanderer verwundert an. „Aber warum ist das so? Es sind doch nur Worte.“
„Nur Worte?“ Der Wanderer lächelte traurig. „Worte haben die Macht, Menschen zu heilen oder zu zerstören. Stell dir vor, du hältst eine geladene Waffe in der Hand. Würdest du sie abfeuern, ohne zu wissen, wohin sie zielt? Natürlich nicht. Du würdest erst einmal genau überlegen, was vor dir steht. Ist es ein Freund? Ein Feind? Was will diese Person von dir? Und was wird geschehen, wenn du abdrückst?“
Der Junge nickte langsam. „Aber was hat das mit meinen Worten zu tun?“
„Alles, Junge“, antwortete der Wanderer. „Bevor du etwas sagst, musst du genauso sorgfältig nachdenken wie ein Schütze, der eine Waffe führt. Dein Gehirn ist die Waffe, dein Mund ist der Lauf, und deine Zunge ist die Munition. Jeder Gedanke, der aus deinem Mund kommt, kann eine Wirkung haben – gut oder schlecht. Überlege also immer gut, bevor du sprichst: Ist es notwendig? Ist es wahr? Wird es helfen oder nur schaden?“ Der Junge senkte den Blick und murmelte: „Ich habe nicht nachgedacht. Ich habe einfach gesprochen und jemanden verletzt, den ich eigentlich sehr mag.“
Der Wanderer legte ihm die Hand auf die Schulter. „Es ist nie zu spät, daraus zu lernen. Worte können nicht zurückgenommen werden, aber sie können mit anderen Worten geheilt werden. Du kannst Verantwortung übernehmen und erklären, dass du nicht bedacht hast, wie tief deine Worte getroffen haben. Das Wichtigste ist, zu verstehen, dass Worte genauso stark sind wie Taten – manchmal sogar stärker.“
Nachdenklich stand der Junge auf und dankte dem Wanderer. „Ich werde vorsichtiger sein. Meine Worte sollen nicht länger unbedacht in die Welt hinausfliegen.“
Der Wanderer nickte und schaute ihm nach, als der Junge in die Richtung verschwand, aus der er gekommen war. Er wusste, dass der Junge die Lehre verstanden hatte. Worte waren wie Munition – einmal abgefeuert, konnten sie ihr Ziel nicht verfehlen. Doch wer gelernt hatte, mit seiner Waffe verantwortungsvoll umzugehen, konnte die Welt um sich herum ein Stück friedlicher und freundlicher machen.
© AnonymWriter 2024-08-16