Die Wahrheit stirbt zuletzt

Ich habe viele Wahrheiten geliebt.

Und noch mehr geglaubt.

Die meisten davon waren bequem, manche waren schön, viele waren Lügen in manch einem Traum.

Die Wahrheit, so hab ich gelernt, kommt selten auf leisen Sohlen. Meistens tritt sie dir direkt in die Nieren, grinst dich hämisch an und fragt, warum du bis zuletzt geglaubt hast, dass sie hübsch sein muss?

Ich habe zu oft gewartet, dass jemand mich aufweckt. Oder dass endlich einer sagt: „So, das war jetzt der Tiefpunkt, ab hier wird’s besser.“

Aber niemand kommt. Versprochen! Und falls doch, nicht mal mit Kaffee.

Und irgendwann, zwischen Terminen und Therapien, zwischen Lächeln für andere und Stimmen im Kopf, kam dieser Text. Nicht als Rettung, aber als Manifestation einer Wahrheit, die nicht lügt. Nur flüstert. Niemals schreit.

Immer bleibt.

Was ist Wahrheit?

Was ist Lüge?

Vielleicht ist nichts wahr, weil alles erlaubt ist? Manche Dinge bringen Geister ins Wanken und andere trinken derweil fröhlich Abflussfrei. Die einen zweifeln an der präsentierten Realität. Die anderen glauben jede Headline. Die Wahrheit liegt, wie so oft, im Auge des Sehenden. Jenes Wesen, welches bereit ist hinzuschauen. Sich auseinanderzusetzen. Zu zweifeln. Zu denken.

Ich hätte mit 20 nie gedacht, dass mein Leben jemals endet.

Ich war jung, gesund, dumm.

Sterben, das tun die Alten. Die Anderen.

Mit 21 war ich einfach nur froh, noch da zu sein.

Denn das Leben hatte mir seine Wahrheit gezeigt: Ich bin nicht unverwundbar. Ich bin nicht gesund. Ich bin nicht unsterblich.

Heute bin ich nicht mehr jung.

Auch nicht gesund.

Meine Wahrheit heute ist eine andere als damals.

Und vielleicht ist genau das die einzige Wahrheit, die Bestand hat: Dass sie sich ändert. Mit uns. An uns. Trotz uns.

Danke, für die Inspiration zu dieser lyrischen Manifestation, verfasst unter depressiven Gedankengängen die von Zeit zu Zeit auch mal hängen. Die Wahrheit spielt hide and seek, während die Welt um uns herum am Boden liegt. Und alles nur, weil keiner mehr mit dem dritten Auge sieht. Keiner gibt mehr als er entbehren kann, alle schreien nur, bald fangen alle auch noch das Kiffen an. Peace!